Vorgestern war in Elmshorn Musiknacht – und ich bin wirklich froh, dass wir uns nicht faul auf dem Sofa eingemummelt haben, sondern losgezogen sind um in der Elmshorner City reihum eine Menge Bands zu erleben. Praktischerweise war ja auch gleichzeitig Wein- und Schlemmerfest, denn Wein und Gesang lässt sich ja bekanntlich ganz gut kombinieren. Wir hatten also einen lustigen und beschwingten Abend.
Falls ihr das Konzept der Musiknacht noch nicht kennt, es geht so: In verschiedenen Elmshorner Geschäften und anderen Institutionen, die ein bisschen Platz für Musikschaffende und ihr Publikum schaffen können, treten an einem Abend diverse Künstlerinnen und Künstler auf. Man zahlt einmal Eintritt (mit 12 Euro im Vorverkauf bzw. 14 Euro an der Abendkasse nicht wirklich teuer), bekommt einen Benzel an den Arm gebunden und kann damit nach Lust und Laune alle Konzerte besuchen. In den einzelnen Läden werden ggf. auch noch Getränke und Knabbereien verkauft. Ein bisschen wie beim Hamburger Reeperbahn-Festival, nur eben kleiner und gemütlicher.
Dieses Jahr fand die Musiknacht bereits zum vierten Mal statt, doch für meinen Mann und mich war es Premiere. Im vergangenen Jahr hatten mich die Eröffnung des Taprooms von Simian Ales und das Weinfest vom Besuch der Konzerte abgehalten. Doch dieses Jahr haben wir entschlossen so einiges abgearbeitet. Wir kannten keine der Musikerinnen und Musiker, die auf dem Flyer angekündigt waren. Deshalb entschieden wir uns ganz pragmatisch für die Spielstätten, die wir vom Weinfest am Alten Markt aus am schnellsten erreichen konnten. Sonst herrscht in der Elmshorner Innenstadt abends ja leider eher geisterhafte Stille, doch am Freitagabend waren richtig viele Menschen auf den Beinen.
Als erstes landeten wir folglich bei Bäckerei Junge, in der die Band Poems for Jamiro am Start war. Zwei Frauen mit E-Geige, Keyboard und diversen elektronischen Musikmischmaschinen, die das Publikum mit schön-melancholischen Elektropop-Klängen für sich einnahmen. Mein Favorit: Das Stück „The sad Clown“, rhythmisch sehr abwechslungsreich und mit klanglichen Anleihen bei der Zirkus-Drehorgel. Schade, dass eine der beiden Musikerinnen eine Mandelentzündung hatte und deshalb nicht mitsingen konnte
Unsere zweite Station – ebenfalls direkt nebenan – war die Stadtbücherei, in der das Duo Vilou (Vio und Lou) ihren Auftritt hatte. Loungige Musik von der Nordseeküste, ebenfalls begleitet von der E-Geige. Von Vio habe ich bei dieser Gelegenheit meinen ersten Dirigenten-Witz gelernt, und der geht so: „Was ist der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Dirigenten? Der schlechte hat den Kopf in der Partitur, der gute hat die Partitur im Kopf!“
Als nächstes hatten wir uns vorgenommen, zur Neuen Straße rüberzugehen und im Hofcafé der Brücke Elmshorn Fiero e Carino zu hören, die mit Tango, Klassik, Rock und Folk angekündigt waren. Leider kamen wir zu spät, dort wurde gerade abgebaut, nur noch ein versprengtes Grüppchen Menschen saß noch mit Gitarre im Kreis und sang zusammen Beatles-Klassiker.
Also schauten wir bei Musik Hofer hinein, deren kleiner und winkeliger Laden rappelvoll und entsprechend stickig war. Hier haute die Rockabilly Mafia in die Saiten, der Bass mit dem Fuchsschwanz stieß beinahe an die niedrige Decke der Bühne, die im Schaufenster aufgebaut war. Wir schnackten mit ein paar Bekannten und lauschten dem Song „Signature of Blood“, bevor wir weiterzogen. In dem Stück geht es übrigens darum, dass man beim Sex Kondome nutzen sollte, um eben nicht unverhofft „Unterschriften“ irgendwo zu hinterlassen.
Als nächstes wollten wir bei S.Oliver die Indie-Rockband Don’t kill the Octopus hören, doch auch hier bekamen wir leider nur noch ein paar Schlussakkorde mit, sodass ich mir kein Urteil bilden konnte.
Zum Glück war auf der anderen Seite der Königstraße im Modehaus Ramelow noch ordentlich Party. Hier heizte die Coverband Reloaded dem Publikum ein. Ich glaubte, ein paar Songs von Linkin Park zu erkennen. Ganz sicher war ich mir natürlich bei „Dance with Somebody“ (Mando Diao), der meinen Mann Christoph und mich an die Zeit erinnert, in der wir uns gerade frisch kennen gelernt hatten. „Lonely“ (Police) und „No Woman no Cry“ (Bob Marley“, das fließend in „We will rock you“ (Queen) überging – und die Leute rockten zwischen den Kleiderständern. Was nebenbei auch ganz praktisch war, denn so konnte man nebenbei auch mal kurz ein paar Blusen durchblättern und checken, ob schon ein paar Lieblingsstücke im Preis reduziert waren. Lustig fanden wir auch die Cocktailbar im Eingang, wo Kukki-Cocktails verkauft wurden. Kannt ich vorher auch noch nicht: Das sind fertig gemixte Cocktails in Flaschen, die gefroren gelagert und dann in einer Art Spezial-Toaster so aufgetaut werden, dass der Drink flüssig ist, aber noch genug Eis zum Kühlen in der Flasche bleibt. Ich war schon ein bisschen zu weingselig um dieses Konzept ernsthaft zu hinterfragen, und tatsächlich schmeckte mein Mojito überraschend authentisch.
Als auch bei Ramelow Sendeschluss war, blieb uns nur noch der erneute Umzug zum Alten Markt, wo in Anbetracht der fortgeschrittenen Stunde immer noch erstaunlich viel los war.
Fazit: Wir haben ein paar coole Bands gehört, hatten für wenig Geld eine Menge Spaß in fußläufiger Entfernung und freuten uns, dass die Innenstadt bei entsprechendem Programm mal nicht so ausgestorben war wie sonst. Ich hoffe, dass das Elmshorner Stadtmarketing auch 2020 wieder eine Musiknacht organisiert, bei der man ganz unverfänglich in verschiedenen Locations eine Menge neuer Bands entdecken kann. Ganz ohne dass man dafür bis nach Hamburg fahren muss.
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