Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

Mein Elmshorner Tagebuch gegen den Corona-Blues, Teil 10

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Ich habe immer schon viel Spaß an Wortklaubereien gehab. Bei der Lektüre von Zeitungen, Magazinen und Blogs fallen mir jede Menge sprachliche Eigenheiten oder Fehler auf. Nun gebiert jede Zeit ihre eigenen interessanten Wortschöpfungen, Redewendungen oder Stilblüten.

Auch Corona erweitert unser Vokabular und bietet jede Menge Raum für sprachliche Fehlleistungen. Eine der ersten Dinge, die mir aufgefallen sind, ist der Einfluss des Virus auf unsere Abschiedsfloskeln. Seit einer Weile endet nahezu jede Unterhaltung und jede E-Mail mit dem Satz: „Bleiben Sie gesund!“.

Es gibt neuerdings seuchenrelevante Regierungsmitglieder

Heute ist mir in der „Zeit“ vom 26.3.2020 ein Begriff untergekommen, der mir ebenfalls neu ist: „Seuchenrelevante Regierungsmitglieder“ muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen! 🙂

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Der Mensch unterscheidet sich natürlich im Detail von Affen.

Auch der Podcast mit Prof. Christian Drosten, den wir täglich anhören, liefert sprachlich viel Schönes. Ich mag es besonders gern, wenn Drosten über die Immunität gegen das Coronavirus spricht, die man entwickelt, wenn man die Infektion schon einmal durchgemacht hat. Noch weiß man nicht genau, wie lange Menschen danach tatsächlich gegen Covid-19 immun sind, doch es gibt Hinweise aus Studien an Affen, die man nach überstandener Infektion wirklich großen Mengen des Virus ausgesetzt hat und die trotz dieser hohen Dosis nicht neu erkrankten. Das macht natürlich Hoffnung, doch Drosten sagt dann immer: „Der Mensch unterscheidet sich natürlich im Detail von Affen.“ Mein Lieblingssatz.

Hilfe, die Infizierten wachsen exponentiell!

Ich habe den hochgeschätzten Professor aber auch schon bei sprachlichen Fehlern ertappt. So erwähnte er vor ein paar Tagen das „exponentielle Wachstum der Infizierten“. Ich gehe davon aus, dass er eigentlich die „Zahl der Infizierten“ meinte. Würden stattdessen die Infizierten exponentiell wachsen, dann lebten wir bald in einem Land der Riesen mit mehreren Metern Körpergröße. Was DAS für unser gesellschaftliches Zusammenleben bedeuten würde, ist wirklich nicht mehr vorstellbar.

Infizierte vs. offiziell bestätigte Fälle

Wirklich wichtig ist sprachliche Genauigkeit aber auch im Umgang mit Statistiken. In diesem Punkt ist Drosten dann auch sehr präzise. Schon oft hat er darauf hingewiesen, dass im Zusammenhang mit Corona häufig von „Infizierten“ gesprochen wird, wenn man eigentlich „positiv Getestete“ oder „offiziell bestätigte Fälle“ meint. Das kann ein ein himmelweiter Unterschied sein. In Italien etwa, wo aus Kapazitätsgründen deutlich weniger Menschen auf Corona getestet werden, dürfte die Zahl der Infizierten deutlich höher liegen als die der offiziell bestätigten Fälle. Was wiederum eine mögliche Erklärung für die höhere Sterblichkeitsrate in Italien ist. Damit ist für mich klar: Korinthenkackerei im Umgang mit Sprache ist durchaus ein wichtiges Hobby.

Seltsame Überschriften in den amtlichen Pressemitteilungen

In diesem Zusammenhang möchte ich auch kritisch anmerken, dass die von der Landesregierung Schleswig-Holstein an die Presse verschickten Statistiken sprachlich auch nicht so ganz 1A sind. Hier findet ihr die aktuelle Meldung von heute. Sie ist überschrieben mit der Überschrift „FLUSH: Coronavirus, anderes als SARS-IfSG-Meldungen für Schleswig-Holstein“. Ich habe mal gelernt, dass man in Texten Abkürzungen bei der ersten Erwähnung zunächst voll ausschreibt, dahinter die Abkürzung in Klammern setzt und in der weiteren Folge dann die Abkürzung verwenden darf. Ich habe keine Ahnung, wofür FLUSH stehen soll. Als Medizinjournalistin weiß ich, dass IfSG für Infektionsschutzgesetz steht, doch dieses Vorwissen kann man sicherlich nicht bei allen Leuten voraussetzen, die diese Pressemitteilung erhalten. Allerdings halte ich es mittlerweile für überflüssig herauszustellen, dass es sich beim aktuellen Coronavirus um ein anderes als das SARS-Virus handelt. Zumindest in dieser Form ist die Überschrift doch sehr verwirrend. Gleiches gilt für die Überschrift der allerletzten Tabell auf Seite 2, die dann seltsamerweise „Weitere Bedrohliche“ lautet. Es ist mir ein Rätsel, was damit gemeint ist. Ich würde mir daher auch von der Pressestelle der Landesregierung ein bisschen mehr sprachliche Präzision wünschen.

Mein erster Spaziergang mit Mundschutz

Doch genug gemeckert. Heute war es draußen knackig kalt. Wir haben uns trotzdem vor die Tür gewagt und sind eine Runde spazieren gegangen. Christoph und ich waren erstmals mit Loop-Schals unterwegs, die wir uns immer dann über Mund und Nase gezogen haben, wenn uns andere Menschen begegnet sind. Komisch angestarrt hat uns deswegen niemand, und ein freundliches „Moin“ dringt auch noch durch den Stoff. Wirklich angenehm zu tragen finde ich die Dinger allerdings nicht. Aber immer noch bequemer als ein Mund-Nasen-Schutz, der mit Gummibändern hinter den Ohren fixiert wird und auch nicht weniger durchlässig für feuchte Nieser ist. Das Ganze ist ja ohnehin kaum mehr als eine höfliche Geste gegenüber den Leuten, die man draußen trifft: „Sieh her, ich möchte dich davor bewahren, von mir angeniest und damit angesteckt zu werden, falls ich mich unerkannt infiziert habe.“

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Schnelle Corona-Küche: Heute gibt es Erbsensuppe

Bei uns gibt es heute Erbsensuppe. Dafür braucht es nicht viel: Etwas Knollensellerie, ein paar Möhren, Zwiebel (oder auch Porree, was ihr gerade zur Hand habt) und TK-Erbsen. Sellerie, Möhren und Zwiebel in kleine Würfelchen schneiden, zusammen mit den Erbsen in einem Topf mit Wasser aufgießen und kochen. Das dauert nicht lang. Mit Salz, Pfeffer und Petersilie würzen. Dann  mit einem Pürierstab die Suppe pürieren. Wer mag, mit etwas Sahne abschmecken. Würstchen dazu, fertig. Viel Spaß beim Nachkochen und guten Appetit!

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Zum Schluss wiederhole ich meine Bitte an euch: Nehmt die Corona-Pandemie ernst, haltet euch an die Anweisungen und Empfehlungen der Behörden und informiert euch auf seriösen Kanälen. Davon gibt es wirklich viele, denn im Zuge der Corona-Pandemie pflegen diverse Institutionen zum Teil aufwändige Dossiers. Außerdem haben sich eine Reihe von Fachverlagen dazu entschlossen, ihre Beiträge zum Coronavirus und Covid-19 frei zugänglich zu machen. Hier ein Überblick über einige lesenswerte Quellen:

Über politische Entscheidungen hier in Schleswig-Holstein rund um die Corona-Pandemie informiert man sich am besten auf der Seite der Landesregierung, die hier alle Infos zur Pandemie bündelt. Die entsprechenden Infos aus Hamburg findet man hier.

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) pflegt mit Eurotopics einen Kanal, in dem themenbezogen internationale Pressestimmen gebündelt werden. Hier wurde nun auch ein Dossier zum Coronavirus eingerichtet.

Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht auf seiner Seite täglich aktualisierte Informationen zu Fallzahlen, Risikogebieten, Meldepflichten etc.

Das Willkommensteam für Flüchtlinge Elmshorn hat auf seiner Seite Kurzinfos über Corona sowie Hygienetipps in diversen Sprachen gesammelt (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Arabisch, Persisch/Dari, Tigrinya, Russisch, Bosnisch, Somali). Bitte leitet sie weiter an Menschen, die nicht gut Deutsch verstehen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betreibt ein Corona-Dashboard in dem man tagesaktuell die internationalen Fallzahlen nachlesen kann. Ein ähnliches Corona-Dashboard gibt es auch für Deutschland; es enthält Geo-Informationsdaten zur Verbreitung von Corona in Deutschland auf Basis der aktuellen RKI-Zahlen, die man bis auf Landkreis-Ebene herunterbrechen kann – also auch bis zu unserem Kreis Pinneberg.

Ganz besonders ans Herz legen möchte ich euch den täglichen NDR-Podcast mit Prof. Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité. Er ist einer der führenden Experten für Coronaviren und kommentiert wissenschaftlich fundiert sowie wohltuend sachlich die aktuelle Lage. Wir hören das inzwischen jeden Tag.

Wer an harten medizinischen Fakten interessiert ist, kann sich auch die Dossiers der Fachverlage ansehen. So bündelt die Thieme-Gruppe die im Unternehmen verfügbaren relevanten Inhalte auf einer Seite. Dazu gehören unter anderem fundierte Patienteninformationen inklusive Symptom-Checker, ein Online-Kurs zu COVID-19, relevante Inhalte aus Thieme Fachzeitschriften und Büchern sowie aktuelle Stellungnahmen verschiedener Fachgesellschaften. Ziemlich wissenschaftlich geht es bei der Elsevier-Gruppe zu, die ebenfalls ein umfangreiches Themenportal zu Corona und Covid-19 unterhält – für Forschende, klinisch Tätige sowie Patientinnen und Patienten. Auch Springer Medizin bündelt sämtliche Inhalte zum Thema Corona und Covid-19 in einem Themendossier mit wissenschaftlichen ebenso wie versorgungspolitischen Informationen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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