Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

Die Sache mit der Zeitung: Abendblatt oder Elmshorner Nachrichten?

6 Kommentare

Wer ebenso wie ich aus Hamburg nach Elmshorn gezogen ist, dem kommt dieses Problem vielleicht bekannt vor: Mit welcher Tageszeitung möchte ich mich beim Frühstück über die wichtigsten Neuigkeiten aus meiner Umgebung informieren? Behalte ich das Abo des Hamburger Abendblatts oder steige ich um auf die Elmshorner Nachrichten?

Ich persönlich habe mich mit dieser Frage lange sehr schwer getan. Mein Abo des Hamburger Abendblatts begleitet mich nun schon sehr lange – lange genug jedenfalls, als dass ich mir als Abonnentin den bestmöglichen Treuestatus „Hanseat“ erarbeitet habe. So etwas gibt man nicht einfach auf, nur weil man in eine andere Stadt zieht. Zumal Elmshorn ja im Speckgürtel von Hamburg liegt und ich auch weiterhin gern auf dem Laufenden sein möchte, was sich in der Hansestadt alles tut. Außerdem hat das Abendblatt einen Regionalteil für den Kreis Pinneberg, in dem sich auch immer wieder Nachrichten aus Elmshorn finden.

Weder Abendblatt noch EN sind Flaggschiffe des Qualitätsjournalismus

Die hiesige Zeitung Elmshorner Nachrichten habe ich trotzdem immer wieder getestet. Man findet ja regelmäßig Werbezettel, mit denen man ein kostenloses 14-tägiges Probeabo abschließen kann. Wir testeten also regelmäßig die Elmshorner Nachrichten und kamen immer wieder zu dem Schluss: Als alleinige Zeitung reicht uns das nicht, dafür ist mir das Blatt dann doch zu provinziell. Nun hat auch das Hamburger Abendblatt seine Schwächen – es zählt sicher nicht zu den Flaggschiffen des großen deutschen Qualitätsjournalismus wie die Frankfurter Allgemeine oder die Süddeutsche Zeitung. Früher einmal hatte die Süddeutsche einen Hamburger Regionalteil, das muss zu meinen Studienzeiten gewesen sein. Der wurde leider irgendwann eingestellt. Das wäre eigentlich meine perfekte Tageszeitung: anspruchsvolle Berichterstattung aus Deutschland in der Welt und ausreichend viel Lokalgedöns. Gibt es leider nicht mehr, also gewöhnte ich mich ans Abendblatt. Als Regionalzeitung finde ich es auch mittlerweile wirklich ganz gut gemacht, wenn man mal davon absieht, dass offenbar zunehmend am Lektorat gespart wird und man in jeder Ausgabe viele überflüssige Rechtschreibfehler findet.

So viel zu lesen… und dann das ganze Altpapier…

Also erklärte ich den Damen vom Callcenter des SHZ-Verlags, die nach Ablauf eines Probeabos in schöner Regelmäßigkeit bei uns anriefen, immer wieder: „Wissen Sie, ich habe das Abendblatt abonniert, das hat ja einen Regionalteil Pinneberg, und dann gibt es ja auch noch die Holsteiner Allgemeine gratis als Lokalanzeiger – ich brauche die Elmshorner Nachrichten nicht, irgendeiner muss den ganzen Kram ja auch lesen, und dann das viele Altpapier…“ Das Erschreckende war immer wieder, dass die Damen das voll und ganz verstehen konnten und auch einverstanden waren, mir nach einer gewissen Schamfrist wieder ein kostenloses Probeabo zu gönnen.

„Hast du schon den Artikel über uns in den EN gelesen?“ – „Äh, nee…“

In letzter Zeit häuften sich allerdings die Momente, in denen ich mich ärgerte, dass ich nicht jeden Morgen eine aktuelle Ausgabe der Elmshorner Nachrichten auf dem Frühstückstisch hatte. Und zwar, weil es für mich als Vorsitzende des Willkommensteams für Flüchtlinge Elmshorn doch ziemlich praktisch ist, besser über das Lokalgeschehen informiert zu sein. Zumal wir mit unserem Verein auch regelmäßig Gegenstand der Berichterstattung in den Elmshorner Nachrichten sind. Ich hörte also immer häufiger Sätze wie: „Du hast doch sicher den Artikel über uns in den EN gelesen…“ oder „Die EN haben gestern über Flüchtlinge und ihren Zugang zum Arbeitsmarkt berichtet…“. Mist, die eine oder andere Meldung ging einfach an mir vorbei, weil ich kein Abo hatte.

Sanfter Einstieg über die Wochenendausgabe

Wir begannen dann (ganz vorsichtig) damit, uns am Samstag die Wochenendausgabe der Elmshorner Nachrichten zu kaufen. Wenn mein Mann Brötchen holen ging, brachte er die Zeitung mit – und dann las ich erst die EN und er das Abendblatt, und nach einer Weile tauschten wir den Blattsalat. Irgendwann war ich dann an einem Punkt angelangt, dass ich tatsächlich beide Blätter abonnieren wollte. Mich störte allerdings, dass die Elmshorner Nachrichten in ihrer Printausgabe beinahe genauso teuer sind wie das (deutlich umfangreichere) Abendblatt. Und wie gesagt, das ganze Altpapier…

Wir haben Blut geleckt: Bald ist alles digital!

Unsere neue Lösung: Ich habe die Elmshorner Nachrichten als Digitalabonnement bestellt. Das kostet nur 17,90 Euro im Monat (statt 33,90 Euro in der Printausgabe) und kommt sogar schon am Vorabend auf’s Tablet oder Smartphone. Wir können außerdem auf das gesamte Online-Archiv seit anno schießmichtot zugreifen. Ich für meinen Teil kann sehr gut verschmerzen, dass man auf dem Tablet nicht mit dem Kugelschreiber Sudokos ausfüllen kann. Und für knapp 20 Euro extra im Monat für mein Zweijahres-Abo bekomme ich in Kürze noch ein iPad Pro dazu. Auf das bin ich übrigens vor allem deshalb scharf, weil ich so langsam gefallen am Prinzip Digitalzeitung gefunden habe und auch für das Abendblatt auf die Digitalvariante wechseln möchte. Zumindest, wenn ich damit nicht meinen Hanseaten-Status aufs Spiel setze. Den will ich natürlich unbedingt behalten.

 

6 Kommentare zu “Die Sache mit der Zeitung: Abendblatt oder Elmshorner Nachrichten?

  1. Dieses Dilemma kenne ich. Mein Treuestatus ging übrigens flöten, als ich auf reine Digitalausgabe des Abendblattes umgestiegen bin von vorher Print plus Digital. Ich bekam eine neue Kundennummer. Ich freue mich aber über die deutliche Reduktion des Altpapieres. Und wenn man die EN auf FB liked, bekommt man wenigstens ein paar Artikel mit, auch wenn man sie nicht abonniert.

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    • Oh, das ist ja ärgerlich! Ich habe inzwischen dort angerufen und man hat mir versichert, dass der Treuestatus bestehen bleibt. Ich habe nun per Mail die Umstellung beauftragt udn bin mal gespannt, was passiert. Kaum hatte ich den Blogbeitrag online gestellt, ist übrigens mein schönes iPad Pro vom SHZ Verlag eingetroffen! Yeah!

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  2. Ihr habt’s gut und könnt wenigstens noch wählen – im Hamburger Süden gibt’s nach dem Aus der hiesigen Lokalzeitung nur noch das Abendblatt. Die haben in ihrem Regionalteil natürlich nur begrenzt Platz und Power für das Lokale. Und die Gratis-Portale im Internet können die Lücke auch nicht schließen…

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