Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

Seit heute ist Elmshorn um eine Sonnenuhr reicher!

Ein Kommentar

Den heutigen sonnigen Tag haben mein Mann und ich damit verbracht, unsere Sonnenuhr im Garten zu montieren. Es handelt sich dabei um eine Spezialanfertigung meines Stiefvaters Helmut, die er uns zu Weihnachten geschenkt hat. Sie ist exakt auf die geographischen Koordinaten von Elmshorn (9° 38’ 38’’ Ost, 53° 45′ 44“ Nord) abgestimmt und zeigt also nur hier die korrekte Uhrzeit an.

Weihnachten 2015 bekamen mein Mann Christoph und ich ein ganz besonderes Geschenk überreicht. Die Form des Geschenks erinnerte an eine Haifischflosse. Doch was da so hervorstak, war der Schattenwerfer (Polstab) einer Sonnenuhr, die Helmut eigens für unseren im vergangenen Sommer neu gestalteten Garten in Elmshorn angefertigt hatte. Helmut ist ein Tüftler mit großem Interesse an Elektrotechnik, Physik und naturwissenschaftlichen Fragen aller Art. Er beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit Sonnenuhren und hat auch schon einige Exemplare selbst gebaut – vertikale Sonnenuhren, die an der Hauswand hängen, ebenso wie horizontale Modelle, die in den Boden eingelassen werden oder auf eine Stele montiert werden können.

Fachkreis Sonnenuhren in der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie (DGC)

Mit seinem auf den ersten Blick vielleicht etwas skurril anmutenden Hobby ist mein Stiefvater nicht allein – es gibt tatsächlich eine sehr aktive Community der Sonnenuhrenfreunde mit diversen Internetforen und sogar eine Deutsche Gesellschaft für Chronometrie (DGC) mit einem Fachkreis „Sonnenuhren“, der einmal jährlich eine Jahrestagung veranstaltet, um sich über die neuesten Erkenntnisse zur Uhrzeitmessung mit Sonnenuhren auszutauschen. Helmut trägt mit Aufsätzen und Forenbeiträgen über seine Entwicklungen aktiv zu dieser Szene bei – insbesondere zur Berechnung der Skalen zum Ablesen der Uhrzeit, damit die Sonnenuhr nicht je nach Jahreszeit bis zu einer Viertelstunde von der tatsächlichen Uhrzeit abweicht (das ist eine typische Unart von Sonnenuhren, wie man zum Beispiel hier nachlesen kann).

Besuch vom geheimnisvollen rollenden Sonnenuhr-Dokumentar

Dieses Engagement hatte zur Folge, dass vor ein paar Jahren einmal ein fremder Mann an der Tür meiner Eltern klingelte. Er hatte irgendwo im Internet die geographischen Koordinaten einer von Helmuts Sonnenuhren gelesen und daraus auf die Anschrift ihres Schöpfers geschlossen. Der Mann fuhr mit seiner BMW C1 (dieser überdachte Motorroller, den BMW zeitweilig mal gebaut hat) quer durch die Republik, um Fotos von allen möglichen Sonnenuhren zu machen. Meine Eltern baten ihn herein, zeigten ihm im Garten Helmuts Sonnenuhren und hätten ihn eigentlich gern in ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee verwickelt, um mehr über seine Mission zu erfahren. Keine Chance, der Mann hatte wenig Zeit. Er machte ein paar Fotos von den Sonnenuhren, stieg dann wieder in sein Motorgefährt und fuhr weiter – nicht dem Sonnenuntergang, sondern wohl eher der nächsten Sonnenuhr entgegen.

Heute in Elmshorn: Eine Granitstele, ein Sack Beton und ein Kompass

Als Helmut uns vergangenen Sommer nach der gelungenen Umgestaltung unseres Gartens in Elmshorn vorschlug, eine Sonnenuhr für uns zu bauen, waren wir sofort begeistert. Christoph in erster Linie, weil er sich ebenfalls für Physik und Technik interessiert (und sich allein deshalb blendend mit seinem Schwiegervater versteht) und eine minutengenaue Sonnenuhr im Garten daher ziemlich cool findet. Für mich ist eine Sonnenuhr im Garten vor allem ein ungewöhnliches dekoratives Element, weil ich die naturwissenschaftlichen Hintergründe nicht ganz so gut zu würdigen weiß. Heute also war es soweit: Wir nutzten den sonnigen Tag dazu, die Sonnenuhr im Garten zu montieren. Eine Granitstele hatten wir schon vor ein paar Tagen bei Lüchau gekauft, ebenso wie einen Sack Ruck-Zuck-Beton, um die Stele fest im Boden zu verankern. Christoph fluchte ordentlich, als er beim Bohren der Löcher in die Granitstele pro Bohrloch einen Steinbohrer verschliss. Er grub ein Loch aus, in das wir zu zweit die 100 Kilo schwere Stele schleppten. Wir richteten die Stele mit einem Kompass aus, damit der Polstab genau nach Süden ausgerichtet ist. Wir prüften mit der Wasserwaage, ob die Stele auch gerade steht. Und dann füllten wir das Loch mit Beton auf, der im Kontakt mit Wasser auch wirklich ruck zuck aushärtete. Zuguterletzt montierten wir die Sonnenuhr an die Stele. Voilà, unsere ganz persönliche, höchst individuelle und minutengenaue Sonnenuhr. Sie läuft übrigens auf Winterzeit (Original-MEZ), derzeit müssen wir auf die angezeigte Uhrzeit also eine Stunde draufrechnen.

Sonnenuhr an der Fassade der Privilegierten Apotheke in Elmshorn

Ich weiß nicht, wie viele andere Sonnenuhren es noch in Elmshorn gibt. Den meisten dürfte die Sonnenuhr an der Fassade der Privilegierten Apotheke in der Königsstraße bekannt sein. Ob es wohl weitere Exemplare in Privatgärten gibt, über die in der Fachwelt längst angeregt diskutiert wird? Unsere Sonnenuhr jedenfalls wird Anfang Mai Gegenstand eines Vortrags von Helmut bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie in Gernsbach an der Murg sein, da er bei diesem Modell die Skalierung abermals optimiert hat. Daher bin ich nun sehr gespannt, wie lange es wohl dauert, bis der mysteriöse C1-Fahrer bei uns vorbeischaut um auch unsere Sonnenuhr fotografisch zu dokumentieren. Vielleicht kann ich ihm bei der Gelegenheit ja ein paar mehr Informationen über sein Projekt entlocken!

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