Ein besonders uriges Highlight in Elmshorn ist die kleinste Fähre Deutschlands und zugleich einzige handbetriebene Fähre in Schleswig-Holstein, mit der man von Seester nach Neuendorf (und umgekehrt) über die Krückau übersetzen kann.
Heute haben mein Mann und ich das überraschend schöne Wetter für eine kleine Fahrradtour nach Kollmar, verbunden mit einer Fahrt mit der putzigen Fähre Kronsnest, genutzt. So eine Überfahrt muss man als Elmshorner oder als Besucher dieser Stadt unbedingt mal erlebt haben. Denn immerhin ist diese Fähre die kleinste Fähre Deutschlands. Nicht jedes kleine Boot, mit dem man von einer Uferseite zur anderen übersetzt, darf sich Fähre nennen. Auch wenn die Krückau kein reißender Strom ist und die Überfahrt absolut harmlos anmutet, muss das Boot für eine Betriebserlaubnis als Fähre denselben Vorschriften genügen wie große Fährschiffe auch, außerdem muss der Fährmann vor einer amtlichen Kommission eine Prüfung ablegen und erhält dafür den Führerschein für Personenbeförderung.
Historische Traditionsfähre, wiederbelebt im Jahre 1992
Der Fährbetrieb über die Krückau geht bereits auf das Jahr 1576 zurück und wurde 1968 vorübergehend eingestellt. Um die alte Tradition wiederzubeleben, gründete sich 1992 der „Verein zur Förderung und Erhaltung der historischen Kronsnester Fähre als Denkmal auf dem Wasser e.V.“ (dem man übrigens für einen Mitgliedsbeitrag von 15 Euro im Jahr beitreten kann). Er ließ den 4,40 Meter langen und 1,80 Meter breiten Fährkahn nach historischem Vorbild aus Eichenholz fertigen und nahm im Frühjahr 1993 den Fährbetrieb wieder auf. Die aktiven Mitglieder des Vereins übernehmen Dienste als Fährleute, um den Fährbetrieb zwischen Mai und Oktober sicherzustellen. An sonnigen Tagen können es durchaus einmal 200 Menschen pro Tag sein, die vom einen ans andere Ufer gelangen wollen. Wenn das Wetter schlecht ist, ist die Fähre nur wenig frequentiert. Pro Jahr hat die Fähre Kronsnest nach Angaben des Vereins mehr als 7.200 Fahrgäste.
Der Schwarzbrotmotor wriggt den Riemen
Als wir heute entlang des Krückaudeichs nach Seester radelten, warteten bereits zwei andere Radfahrerinnen auf den Fährkahn, der mit vier Rädern und ebenso vielen Radfahrern, dem Fährmann und einer Helferin dann auch voll belegt war. Die Überfahrt erfolgte im Zickzack-Kurs, um die Strömung möglichst optimal auszunutzen. Was ich laienhaft als Ruder oder Paddel bezeichnet hätte, heißt auf Seemännisch „Riemen“, und was der Fährmann (vulgo „Schwarzbrotmotor“) damit macht, nennt man im Fachjargon „Wriggen“. Weil die Krückau zwischen Seester und Neuendorf nur wenige Meter breit ist, dauert die Fahrt nur wenige Minuten. Auf dem Kopfsteinpflaster am Anleger muss man ein bisschen aufpassen, nicht im Schlick auszurutschen, obwohl die Steine immer wieder mit einem Schrubber von den Fährleuten gereinigt werden. Bezahlt wird an einem kleinen Stand auf der Neuendorfer Seite: Die einfache Überfahrt kostet 1,00 Euro für Kinder und Jugendliche, 50 Cent für Kinder und ebenfalls 50 Cent für Fahrräder.
So eine Radtour ist jedes Mal wie ein kleiner Kurzurlaub
Auf der Neuendorfer Seite wird man gleich von blökenden Schafen am Deich begrüßt – und kann entweder im Fährrestaurant Stöpenkieker einkehren, oder bis an den Elbstrand in Kollmar weiterfahren und sich dort ein Fischbrötchen genehmigen. Für mich sind diese Radtouren in unserer direkten Umgebung jedes Mal wie ein kleiner Kurzurlaub, und ich kann eine solche gemütliche Fahrradrunde inklusive Fähre Kronsnest jedem wärmstens ans Herz legen. Übrigens: Am Vatertag nächste Woche (14. Mai 2015) steigt an der Fähre Kronsnest eine Riesenparty, und auch marodierende Väterbanden mit Bollerwagen können mit dem Fährkahn übersetzen. Wer sich über aktuelle Termine der Fähre Kronsnest informieren möchte, kann die Facebook-Seite des Vereins liken und ist damit immer auf dem neuesten Stand.
- Von Seester aus führt ein wunderhübscher Pfad über den Deich zum Fähranleger
- Fährbetrieb zu festen Zeiten
- Der Fährkahn „Hol över“ macht sich bereit, die Fahrgäste vom anderen Ufer abzuholen
- Außer uns warteten noch zwei weitere Radfahrerinnen auf die Überfahrt
- Bis zu vier Fahrräder haben auf der Fähre Platz
- Ganz schön schlickig: das Krückauufer an der Seester Seite
- In diesem Bauwagen können sich die Fährleute aufhalten, wenn gerade kein Betrieb herrscht
- Bezahlt wird auf der Neuendorfer Seite
- Begrüßung durch ein blökendes Schaf
- In Neuendorf angekommen, fährt man am besten zum Elbstrand nach Kollmar
- Rapsblüte entlang der Strecke von Kollmar zurück nach Elmshorn
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