Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

Die Sache mit dem Autokennzeichen PI

Ein Kommentar

Autofahrer aus dem Kreis Pinneberg genießen nicht den besten Ruf. Und ich finde: Dieses Vorurteil ist berechtigt!

Eine der größten mentalen Hürden vor meinem Umzug nach Elmshorn in 2012 war die Gewissheit, dass ich dann mein schönes kleines Cabrio mit einem Pinneberger Kennzeichen würde verunstalten müssen. Schließlich weiß jeder in Hamburg sozialisierte Autofahrer, dass PI für „Provinzidiot“ steht. Ähnlich schlimm sind auch Segeberger Kennzeichen, vor allem wenn es sich offenkundig um Wunschkennzeichen wie „SE-XY“ oder „SE-X“ handelt. Und mal ehrlich: Wer hat jemals einen Autohalter überholt, der dieses am Heck angeschraubte Versprechen auch gehalten hätte?

Kennzeichen darf erst seit Juli 2014 mit umziehen

Aber wir waren ja beim Thema Pinneberger Kennzeichen. Ich habe mich also gewunden, schlaflose Nächte durchgrübelt und in einschlägigen Foren recherchiert, ob man nicht doch vielleicht ein Hamburger Kennzeichen mit in den Kreis Pinneberg nehmen kann. Ging nicht. Erst seit Juli 2014 darf ein Kennzeichen auch über Ländergrenzen hinweg mit umziehen. Ich war also mit meinem Umzug gut zwei Jahre zu früh dran.

Bitte keinen PI-KL oder PI-ML an mein Auto!

Also musste ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Ich bin schließlich erwachsen. Und als Erwachsener verzichtet man ja nicht wegen einer eigentlich unbedeutenden Buchstabenkombination am Auto auf sein Traumhaus. Ich habe also zum ersten Mal in meinem Leben zehn Euro extra in ein Wunschkennzeichen investiert. Denn im Kreis Pinneberg ist das Risiko einfach zu groß, ein hässliches Kennzeichen zu erwischen. Wer möchte sich schon PI-PI, einen PI-KL oder einen PI-ML an sein Auto schrauben? Mit PI-LS an Bord hätte ich Sorgen bei der nächsten Polizeikontrolle, und das Kürzel PI-MP an einem roten BMW macht sich auch nicht so gut… Ich wählte also PI-NK und finde das bis heute akzeptabel. Pink auf rot ist auch modisch ein bisschen schrill.

Links blinken und rechts fahren

Ich nahm mir fest vor, auch bei meinem Realitäts-Check des Pinneberger Fahrverhaltens wohlwollend zu sein. Doch mittlerweile habe ich festgestellt, dass sämtliche Vorurteile gegenüber Pinneberger Autofahrern absolut berechtigt sind. Sie fahren langsam. Blinken und bremsen ab, wenn die Abbiegespur noch nicht einmal in Sichtweite ist. Blinken links und fahren rechts (ich habe auch schon eine Radfahrerin beobachtet, die die linke Hand rausstreckte und dann rechts abbog!). Selbst an einer Kreuzung mit akzeptabler Ampelschaltung kommt kein Verkehrsfluss zustande, weil ein Fahrer mit Kennzeichen PI erst einmal mit einer umfassenden Pantone-Farbanalyse abgleichen muss, dass es tatsächlich grün ist.

Erstmal stehenbleiben und nachdenken

Mittlerweile glaube ich, dass in den Fahrschulen hier im Kreis Pinneberg einfach andere Dinge unterrichtet werden als im Rest der Republik. Zum Beispiel, dass man stehenbleiben und warten soll, wenn der Gegenverkehr ein Hindernis auf seiner Fahrspur hat. Und umgekehrt natürlich selbst munter am Hindernis vorbeifahren soll, wenn auf der freien Gegenspur ein Auto entgegenkommt. Statt rechts vor links lernt man links vor rechts. Und jeder Fahrlehrer hier bringt seinen Schülern bei, dass sie im Zweifelsfall, wenn sie sich gerade nicht entscheiden können, wohin sie fahren oder welche Parklücke sie ansteuern sollen, am besten stehenbleiben und gründlich nachdenken sollen. Anders kann es wirklich nicht sein!

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