Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

Tolle Demo heute in Elmshorn: 4.000 Menschen demonstrierten für Klimaschutz

Ein Kommentar

Fridays for Future hatte für den heutigen Klimastreik in Elmshorn eine Veranstaltung mit etwa 500 Teilnehmenden angemeldet. Doch tatsächlich tummelten sich in der Elmshorner Innenstadt 4.000 Menschen von jung bis alt, die für Klimaschutz demonstrierten. Ich war dabei und habe ein paar Impressionen eingefangen.

Was muss man nicht immer für blödsinnige Kommentare auf Facebook lesen, sobald es um das Thema Klimaschutz und Fridays for Future geht. „Die wollen doch nur Schule schwänzen“, oder „Und nach der Demo werden sie von Mutti mit dem SUV abgeholt“ oder „Und dann liegt da tonnenweise Plastikmüll rum“ oder „Als ob sich durch Demonstrieren was ändert“.

Warum fühlen sich so viele vom Engagement der Jugendlichen angegriffen?

Die Sprüche, die sich unter den entsprechenden Beiträgen der Elmshorner Nachrichten und in den Elmshorner Facebook-Gruppen sammelten und in denen der heutige generationenübergreifende Klimastreik in der Elmshorner City angekündigt wurde, waren deshalb nicht weiter überraschend. Traurig fand ich es trotzdem, dass so viele Leute offenbar rein gar nichts verstanden haben und sich von dem offensichtlich ausdauernden Engagement der Jugendlichen für das Klima auf sonderbare Weise persönlich angegriffen fühlen. Und mit welcher Selbstgefälligkeit sie sich herausnehmen, wildfremde Menschen über einen Kamm zu scheren, über deren Verhalten sie sich keinerlei Urteil erlauben können.

Keine SUVs, dafür viele Fahrräder und auch Lastenräder

Doch die Urheber der Miesepeter-Kommentare blieben zum Glück vor ihren Rechnern sitzen und störten die tolle Stimmung im realen Leben auf dem Alten Markt nicht weiter. Ich freute mich ganz besonders, dass dem Aufruf tatsächlich nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch viele Menschen der älteren Generationen gefolgt waren. „Oldies for Future“ oder „Grandma for Future“ war auf ihren Schildern zu lesen. Auch viele Menschen mit ganz kleinen Kindern waren auf den Beinen. Übrigens sah ich niemanden mit seinem SUV-Schlüssel klimpern, sondern sehr viele ein Fahrrad oder auch Lastenfahrrad durch die Menge schieben, aber das nur am Rande.

Alle waren geflasht, dass so viele mitdemonstriert haben

Die Demonstration startete am Alten Markt, zog ein Stück durch die Königstraße, bog dann links ab Richtung Rathaus, dann durch den Bahnhofstunnel, einmal um den Pudding, durch die Fußgängerunterführung wieder zurück in die Königstraße und endete dann am Alten Markt. Dort gab es eine kurze Abschlusskundgebung. Alle waren ziemlich geflasht, dass die Menge auf 4.000 Leute angewachsen war: „Als wir vor neun Monaten mit Fridays for Future angefangen hatten, wussten wir noch nicht mal, wie man überhaupt eine Demo anmeldet. Dann haben alle gesagt, dass die Bewegung spätestens nach den Sommerferien tot sein würde. Doch wir werden immer mehr!“, hieß es von der Bühne, bevor Live-Musik zum Abrocken auf dem Programm stand.

Die Kids wissen, dass es keinen Plan(et) B gibt

In meinen Augen war der heutige Klimastreik ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass sich insbesondere die junge Generation (aber nicht nur die!) nicht mehr abspeisen lassen möchte mit vollmundigen Versprechen, denen wegen irgendwelcher Sachzwänge dann doch wieder keine Taten folgen. Diese Kids wissen, dass es in puncto Klimawandel keinen Plan(et) B gibt. Sie fordern mehr Respekt für Mutter Erde, eine Verkehrswende, eine Förderung der erneuerbaren Energien, eine Besteuerung von CO2 und das Einhalten der Klimaziele. Gibt es irgendwelche vernünftigen Argumente, die dagegen sprechen?

Ich bin nicht perfekt, aber ich arbeite an meiner Klimabilanz

Klar, auch unter den Demonstrierenden wird man Leute finden, die mal eine Flugreise unternehmen, ihren Müll nicht immer astrein trennen und einen Coffee to go im Einwegbecher kaufen. Ich persönlich kann mich auch nicht von jeglichen Umweltsünden freisprechen. Mein Mann und ich haben immer noch ein Auto und nutzen es auch – allerdings waren es viele Jahre lang zwei Autos, eins ist nun weg. Ich ärgere mich noch immer darüber, wie viel Plastikmüll ich im Gelben Sack an die Straße stelle – aber immerhin kaufe ich Milch, Quark und Joghurt seit geraumer Zeit in Mehrweggläsern vom Biohof Dannwisch bei uns um die Ecke. Ich nutze gelegentlich noch das Flugzeug, um von A nach B zu kommen – doch immerhin deutlich weniger als in der Vergangenheit. Urlaubsreisen unternehme ich lieber ohne Flieger, und seit einer Weile fahre innerhalb Deutschlands grundsätzlich mit der Bahn, auch wenn es in entlegene Regionen hinter München geht. Ich kann immer noch vieles an meinem Verhalten verbessern, doch ich habe schon ein paar Dinge umgesetzt, die durchaus einen Unterschied machen. Darf ich meinen Mund erst aufmachen, wenn ich alles perfekt hinkriege?

Jeder kann an ein paar Stellschrauben drehen

Den vielen Besserwissern, die jeden böswilligen Kommentar über Fridaysfor Future mit „Die sollten lieber erstmal…“ beginnen, möchte ich gern Folgendes sagen: Man kann durchaus noch seine persönlichen Klimabaustellen haben und sich trotzdem um das Klima sorgen – und diese Sorge auch öffentlich machen. Das Entscheidende ist, dass man die Zeichen der Zeit erkennt und akzeptiert, dass wir alle unser Verhalten ändern müssen. Jeder kann an ein paar Stellschrauben drehen – der eine eher hier und der andere eher da. Alle gemeinsam aber können wir unsere Unzufriedenheit auf die Straße tragen und auf diese Weise den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft klarmachen, dass sie die Weichen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens grundsätzlich anders stellen müssen. Genau das haben 4.000  Menschen in Elmshorn heute getan – und ich bin mächtig stolz auf meine Stadt.

Ein Kommentar zu “Tolle Demo heute in Elmshorn: 4.000 Menschen demonstrierten für Klimaschutz

  1. Danke für Deine Betrachtungen im Text und im Bilderbogen. Und wie viele Leute mitmachen!

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