Seit mittlerweile gut einem halben Jahr lesen Christoph und ich unsere Zeitung nicht mehr in Papierform, sondern auf dem Tablet. Außerdem haben wir statt eines Zeitungsabos nun zwei: das Hamburger Abendblatt und die Elmshorner Nachrichten. Prima Sache – allerdings gefällt uns der Reader des A. Beig Verlags, zu dem die Elmshorner Nachrichten gehören, deutlich besser als der des Hamburger Abendblatts.
Es hat eine ganze Reihe Vorteile, die morgendliche Zeitung digital statt klassisch gedruckt zu lesen: Endlich müssen wir zwischen zwei Leerungen der Altpapiertonne nicht mehr zusätzlich zum Altpapiercontainer fahren, weil wir einfach viel weniger Altpapier produzieren. Vor einem Urlaub müssen wir nicht dran denken, die Zeitung abzubestellen, damit der Briefkasten nicht überquillt. Christoph und ich können gleichzeitig dieselben Artikel lesen und müssen uns nicht darüber ärgern, wie unaufgeräumt der jeweils andere die Zeitung nach dem Lesen hinterlassen hat. Außerdem haben wir Zugriff auf das Online-Archiv mit allen Regionalausgaben der jeweiligen Zeitung. Es kratzt uns nicht, wenn der Zeitungsbote mal krank ist und der Verlag nicht kurzfristig eine Vertretung organisieren konnte. Und zuguterletzt ist das Digitalabo um einiges billiger als die gedruckte Zeitung.
Lange Ladezeiten bei der App des Hamburger Abendblatts
Es gibt für uns also keinen Grund, das Prinzip Digitalabo grundsätzlich anzuzweifeln. Allerdings ärgern wir uns mit schöner Regelmäßigkeit über die eine oder andere Macke der E-Paper-Reader. Und nach inzwischen einem guten halben Jahr Vergleich haben wir festgestellt, dass der Reader des Hamburger Abendblatts mehr Grund zum Ärgern bietet als der des A. Beig Verlags. Zum einen braucht es beim Abendblatt deutlich mehr Klicks, bis man tatsächlich die gewünschte Zeitung auf dem Schirm hat: Auf der Startseite kommt man mit einem Klick zur jeweiligen Hauptausgabe. Einen Klick weiter kann man die entsprechende Regionalausgabe auswählen, in unserem Fall die Pinneberger Ausgabe. Noch ein Klick, und das iPad beginnt, die Regionalausgabe zu laden – was in unserem W-LAN eine halbe bis ganze Minuten dauern kann. Bei den Elmshorner Nachrichten geht das alles schneller: Von der Startseite aus führt ein einziger Klick direkt in die aktuelle Ausgabe, ohne jegliche Ladezeiten.
Ich mag die Navigation der A. Beig App lieber als die des Abendblatts
Ein paar Klicks mehr oder weniger sind natürlich kein Drama. Ärgerlich finde ich es allerdings, dass die App des Abendblatts ziemlich häufig abstürzt (und mich dann natürlich jedes mal fragt, ob ich einen Bericht senden möchte oder nicht). Das passiert im Schnitt jeden zweiten Tag. Bei den Elmshorner Nachrichten ist mir das, soweit ich mich erinnern kann, noch nie passiert. Deren App scheint also schneller und stabiler zu laufen. Aber auch die Bildschirmdarstellung in der App finde ich bei den Elmshorner Nachrichten besser: Wenn ich von der Zeitungsseiten-Ansicht aus einen Artikel anklicke, damit ich zur Reader-Ansicht gelange, dann habe ich wirklich nur den gewünschten Artikel auf dem Bildschirm, ohne seitliche Navigationsleiste, die nur unnötig Platz benötigt. Beim Abendblatt lässt sich diese seitliche Navigationsleiste – zumindest in der Version für das iPad – auch in der Reader-Ansicht nicht ausblenden. Damit steht auf dem Bildschirm weniger Platz für den Text zur Verfügung, was insbesondere dann nervt, wenn man über die Zoomfunktion die Schrift vergrößert. Nicht dass ich es bislang bräuchte, doch bei den Elmshorner Nachrichten kann man die Schrift übrigens auch viel stärker vergrößern – für ältere Leser oder Menschen mit Sehbehinderungen sicherlich von Vorteil.
Wie soll man Bildunterschrift und Namen des Fotografen auseinanderhalten?
Ein weiteres generelles technisches Manko der Abendblatt-App sind die Stilvorlagen. So wird im Abendblatt in der Reader-Ansicht für den Fotonachweis dieselbe Stilvorlage verwendet wie für die Bildunterschrift. Mit dem Effekt, dass man nicht immer auf den ersten Blick erkennen kann, wo die Bildunterschrift aufhört und wo der Name des Fotografen anfängt. Hier einmal vier Beispiele für solche Bildunterschriften. Ein flüchtiger Leser könnte bei dem ersten Bild auf die Idee kommen, dass Roland Magunia nicht der Bildfotograf, sondern einer der OSZE-Außenminister ist. Zweites Bild: Es wäre ja zumindest theoretisch denkbar, dass es eine Airline namens „Emirates Hernandez“ gibt.
Checkt denn niemand einmal die Reader-Ansicht, bevor sie online geht?
Doch auch diese Kritikpunkte wiegen nicht wirklich schwer im Vergleich einer anderen Beobachtung: Mir scheint, dass sich im Verlag vor Veröffentlichung des E-Papers niemand die Mühe macht, die Zeitung einmal auf die Funktionalität der Digitalversion durchzusehen. Beispiele für diese mangelnde Sorgfalt finden sich auch hier häufiger im Abendblatt als in den Elmshorner Nachrichten. Da werden ganze Textblöcke mit den falschen Stilvorlagen markiert (obere beide Bilder: links EN, rechts Abendblatt) und sind deshalb manchmal arg schwer lesbar. Oder (siehe die beiden unteren Bilder, Abendblatt) in der Reader-Ansicht verzichtet man auf das Aufmacherfoto des Print-Artikels, setzt aber die Bildunterschrift des Aufmacherfotos unter ein kleines Foto aus dem Fließtext, das jemand ganz anderes zeigt. Solche Fehler ließen sich ganz einfach vermeiden, wenn es zum Routineprozess gehören würde, auch die Reader-Version einmal kurz durchzuchecken, bevor sie online geht.
Ups, wie peinlich – da hängt noch der Abspann einer Pressemitteilung am Artikel
Mit einem kurzen Check könnte man auch vermeiden, dass in der Reader-Version noch der Abspann einer Pressemitteilung zu lesen ist, aus der die Reaktion ihre Informationen per Copy & Paste bezogen hat (Beispiel aus dem Abendblatt).
CMS sollte Änderungen am Artikel in allen Versionen synchronieren
Mehr als einmal haben wir nun auch schon erlebt, dass in der Reader-Version des Abendblatts offenbar nicht die finale Version des Artikels zu finden war, sondern eine fehlerbehaftete Arbeitsversion. In der Zeitungsansicht las sich derselbe Artikel dann ganz anders. So etwas finde ich extrem ärgerlich und macht mir regelmäßig Lust, die jeweilige Tagesausgabe als qualitativ minderwertig zu reklamieren. Ich denke zum einen, dass sich solche Fehler technisch beheben lassen, indem das Content Management System (CMS) Änderungen am Artikel immer in allen Versionen synchronisiert. Und zum anderen natürlich denke ich, dass so etwas einem Schlussredakteur auffallen sollte – der sich dann allerdings natürlich die Mühe machen muss, auch die Reader-Version Korrektur zu lesen.
Gesicht des abgebildeten Politikers in der Reader-Ansicht abgeschnitten
Bei der Digitalausgabe der Elmshorner Nachrichten sind mir bislang insgesamt weniger solcher Fehler aufgefallen. Zumindest scheint das CMS Änderungen parallel in der Zeitungsansicht und auch in der Reader-Ansicht zu synchronisieren. Doch wenn in der Reader-Ansicht das Foto mit dem Gesicht eines Politikers in der Mitte durchgeschnitten ist, weil das Bildformat sich offenbar nicht mit den Formatvorgaben des CMS vertrug, dann zeigt mir das, dass auch hier die Inhalte der Reader-Ansicht nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit gecheckt werden, bevor sie online gehen.
Was mir als Freizeitbloggerin gelingt, sollte in einer Profiredaktion auch möglich sein
Und das ist in meinen Augen das eigentlich Bedenkliche. Ich bin ja selbst mit der Redaktionsarbeit vertraut, offline wie online. Und ich lese einen Artikel Korrektur, bevor ich ihn bei einer Redaktion einreiche oder z. B. auf einem meiner Blogs veröffentliche. Es ist nicht sonderlich schwer, sich vor dem Veröffentlichen einmal die Vorschau eines Beitrags anzuschauen: Wie werden Inhalte letztendlich dargestellt? Funktionieren alle Links? Was mir sogar als Freizeitbloggerin (überwiegend) gelingt, sollte in einer großen Redaktion, die bezahlte Inhalte produziert, ebenfalls möglich sein.
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