Für alle, die es noch nicht wussten: Elmshorn (bzw. genau genommen Kölln-Reisiek) hat eine eigene Kaffeerösterei. Schon vor zwei Jahren waren wir zum internationalen „Tag des Kaffees“ dort und hatten gelobt, endlich Kaffee-Gourmets zu werden. Hat nicht ganz geklappt, also waren wir dieses Jahr wieder dort.
Ich bin eine bekennende Kaffeetante. In meiner Familie kursiert seit vielen Jahren die Anekdote, die sich irgendwann einmal bei einem Besuch bei meinem Bruder und seiner Frau zugetragen hat: Ich hatte dort übernachtet und rechnete am Morgen – in meiner Welt ganz normal – mit einer Tasse Kaffee zum Frühstück, gern auch zwei oder drei. Tja, selbst Geschwister leben manchmal in unterschiedlichen Welten – in der Welt meines Bruders gab es damals jedenfalls weder Kaffeemaschine, noch Kaffee. Wenn mein Bruder die Geschichte erzählt, dann klingt das in etwa so: „Und dann schaute mich Antje mit weit aufgerissenen Augen an, WIE MEINST DU DAS, IHR HABT KEINEN KAFFEE? Sie streifte sich schnell Jacke und Schuhe über, um irgendwo einen Bäcker zu suchen, bei dem man sonntags eine Notration Instantkaffee kaufen kann.“ Großes Gelächter.
Am Tag des Kaffees hinter die Kulissen der Rösterei schauen
Ja, ich trinke gern Kaffee, und nein, ich könnte nicht jederzeit damit aufhören. Mein Mann Christoph und ich passen nicht nur deshalb auch ganz gut zusammen. Als wir also vor zwei Jahren erstmals mitbekamen, dass es in Elmshorn bzw. Kölln-Reisiek mit Cupbeans eine kleine Kaffeerösterei gibt, die sogar einen speziell für Elmshorn gerösteten „Flora-Kaffee“ verkauft, waren wir begeistert. Am Tag des Kaffees, der jedes Jahr am 1. Oktober gefeiert wird, nutzten wir den Tag der offenen Tür bei Cupbeans und schauten einmal hinter die Kulissen. Und wir staunten.
Wer hat schon mal vom Barista-Cup in der Kategorie Karlsbader Kanne gehört?
Bei unserem ersten Besuch in der Cupbeans-Rösterei erfuhren wir einiges über die mannigfaltigen Aromen von Kaffee, die der Cupbeans-Inhaber Jens Schaffrinna in einem eigenen kleinen Sensorik-Labor erforscht. Wir lernten, dass die Aromen des Kaffees sich je nach Zubereitungsart enorm unterscheiden können und dass die Trendmethode hierfür derzeit das Handfiltern mit der „Karlsbader Kanne“ ist. Hierfür (und für diverse andere Zubereitungsmethoden) gibt es unter den Baristas sogar eigene Meisterschaften. Wir staunten über dieses gerade entdeckte Paralleluniversum und bemerkten peinlich berührt, dass wir von Kaffee eigentlich überhaupt keine Ahnung haben – auch wenn wir Unmengen davon trinken. Schlimmer noch: Zumindest ich habe beim Kaffee auch keine besonderen Ansprüche! Solange es keine Plürre ist, die seit 3 Stunden auf der Warmhalteplatte vor sich hinschmurgelt, trinke ich jeden Kaffee und bemerke allenfalls graduelle Unterschiede. Gourmet geht anders!
Vorsatz: Besser(en) Kaffee trinken. Ergebnis: Bislang nicht umgesetzt
Nach unserem ersten Besuch bei Cupbeans fassten wir also einen Vorsatz: Wir wollen ab jetzt besser(en) Kaffee trinken. Mehr auf die Bohnen und die Art ihrer Röstung achten, ganze Bohnen kaufen und frisch mahlen, regelmäßig bei Cupbeans einkaufen und ein Seminar zum bewussten Kaffeetrinken dort besuchen, unseren Geschmackssinn verfeinern, Kaffee nicht mehr nur zum Wachwerden oder Wachbleiben runterkippen. Soweit der Plan. Dummerweise sind wir zwei Jahre später noch nicht wirklich weitergekommen. Christoph hat zwar das seinerzeit erworbene Buch „Filterkaffee“ tatsächlich ganz gelesen. Dennoch nutzen wir weiterhin unsere normale Filterkaffeemaschine, kaufen gewöhnlichen gemahlenen Fairtrade-Kaffee im Supermarkt, füllen Kaffeepulver in unsere Kaffeedose um, trinken große Mengen und denken nicht weiter darüber nach. Mist.
Zweiter Versuch: Weiterbildung in Sachen Kaffeetrinken
Zum Glück ist ja jedes Jahr am 1. Oktober internationaler Tag des Kaffees. Gestern waren wir also erneut bei Cupbeans und lernten neue Dinge, die man als Ottonormalverbraucher sonst nicht über Kaffee weiß. Zum Beispiel, dass Industriekaffee in der Regel nur etwa 90 Sekunden lang mit sehr hohen Temperaturen geröstet und danach mit Sprühwasserdampf gekühlt wird, wohingegen Manufakturkaffee ungefähr 18 Minuten in der Rösttrommel verbringt und anschließend schonend 25 Minuten luftgekühlt wird. Dass die Kaffeebohne beim Rösten aufknackt wie Popcorn und ihr Aroma entfaltet – wenn der Röstvorgang aber länger andauert, kann sie auch ein zweites Mal aufknacken und gibt dann Öle frei, bei längerer Lagerung manchmal ranzig werden. Wir erfuhren, dass man in Skandinavien am liebsten schwach geröstete und damit noch deutlich hellere Kaffeebohnen verarbeitet, in Südeuropa hingegen sehr dunkel geröstete Bohnen. Deutschland liegt irgendwo dazwischen, hierzulande werden die meisten Bohnen mit dem Röstgrad „Full City“ geröstet.
Oje, wir machen in Sachen Kaffee zu Hause einfach alles falsch…
Jens Schaffrinna erklärte, bei längerer Röstung die fruchtigen Kaffeearomen zunehmend durch Röstaromen überlagert werden. Dass Rohkaffee keiner Steuer unterliegt, wohingegen auf geröstete Kaffeebohnen Kaffeesteuer fällig wird. Dass Kaffee bei der Produktion CO2 bindet, das im Laufe der Lagerzeit nach und nach entweicht. Die Verpackung von Cupbeans-Kaffee bestehe daher aus einer speziellen Schutzfolie, die über ein Ventil nur das CO2, nicht aber die Aromen entweichen lässt. Beim Umfüllen in eine Kaffeedose verliere der Kaffee hingegen 15 Prozent seines Aromas. (Wir machen zu Hause einfach alles falsch.)
Wir hörten zu. Wir tranken einen Probekaffee. Wir kauften Kaffee. Und fassten euphorisch exakt denselben Vorsatz wie schon vor zwei Jahren. Übrigens: Seminare zum bewussten Kaffeegenießen kann man für Gruppen mit ungefähr 10 Personen buchen. Wer Lust hat, sich uns anzuschließen, möge sich bitte melden – wir wollen unseren guten Vorsatz doch dieses Mal wirklich in die Tat umsetzen! 🙂
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