Mein derzeitiges Auto ist ein wenig in die Jahre gekommen, also steht bei mir für diesen Herbst ein Autokauf auf dem Programm. Ein Kompaktvan soll es sein, schon bei meinen ersten Recherchen hatte ich ein Auge auf den Golf Sportsvan geworfen. Doch ich wollte mich auch bei anderen Autohäusern einmal umschauen, was sie in diesem Segment zu bieten haben. Ein Erfahrungsbericht aus Elmshorn.
Der Golf Sportsvan von VW erfüllt im Grunde alle Kriterien, die mir aktuell an einem Auto wichtig sind: gute Rundumsicht, viel Licht (vor allem mit dem wunderbaren Panorama-Schiebedach) und viel Platz im Innenraum, den man zudem durch umklappbare Rückbank und Beifahrersitz variabel gestalten kann, ebene Ladekante, kompakte Maße. Ich bin in meinem Autofahrerleben schon viel VW gefahren, ein gewisses Grundvertrauen (Abgasskandal hin oder her) in die Marke ist also vorhanden – selbst wenn ich in den vergangenen Jahren BMW gefahren bin und auch an dieser Marke Gefallen gefunden habe.
Vergleich von VW mit BMW, Opel, Honda, Mercedes, Peugeot und Renault
Mit dem Bild des Golf Sportsvan im Kopf durchstreifte ich in den vergangenen Wochen also das Internet. Zum Glück gibt es auf den Seiten aller Marken ja inzwischen Online-Konfiguratoren. Ein tolles Spielzeug, mit dem man jede Menge Zeit verdaddeln kann. Ich suchte also nicht nur bei VW, sondern auch bei BMW, Opel, Honda, Mercedes, Peugeot und Renault nach vergleichbaren Autos aus der Kategorie Kompaktvan. Immer mit der Idee, die jeweilige Konfiguration an einen Händler in der Umgebung zu schicken und dann eine Probefahrt zu vereinbaren, die mir bei der Entscheidungsfindung hilft.
Konfiguration, Terminvereinbarung, Probefahrt, Inzahlungnahme, Angebot
Bei VW konfigurierte ich meinen „Traum-Sportsvan“ im Internet, schickte eine Probefahrt-Anfrage los und wurde kurz darauf von einer Verkäuferin vom Autohaus Elmshorn kontaktiert. Mein Mann und ich durften eine Probefahrt mit einem Sportsvan machen, der – bis auf das Panorama-Schiebedach – beinahe meiner Konfiguration entsprach. Unser einhelliges Urteil: ein tolles Auto. Während wir probefuhren, wurde mein derzeitiges Auto in der Werkstatt gecheckt, um den Wert für die Inzahlungnahme zu ermitteln. Nach der Probefahrt saßen wir mit der Verkäuferin zusammen, sprachen die Konfiguration und mögliche Varianten durch, am nächsten Morgen hatte ich ein Angebot im Mail-Postfach. Bei VW klappte es also wie am Schnürchen, so solide und zuverlässig wie es dem Markenimage entspricht.
Probefahrt, Angebot – und nie wieder was vom Händler gehört
Ähnlich schnell gelang eine Verabredung mit dem hiesigen Peugeot-Händler, der für eine Probefahrt mit dem avisierten 2008 eigens ein geeignetes Fahrzeug aus Itzehoe herbeischaffte. Auch einen Peugeot 308 konnten wir bei der Gelegenheit einmal probefahren. Allerdings gab es niemanden, der meinen BMW bewerten konnte oder mochte – den hatte ich also wohl vergeblich durch die Waschanlage gefahren. Weder der 2008, noch der 308 vermochten uns wirklich zu überzeugen. Als wir aus dem zweiten probegefahrenen Auto ausstiegen, drückte mir der Verkäufer zwei vorbereitete Angebote in die Hand, ohne zuvor meine Internetkonfiguration noch einmal mit mir durchgegangen zu sein. „Die Rabatte sind gut, glauben Sie mir“, meinte er. Ich erklärte ihm, dass ich noch am Beginn meiner Entscheidungsfindung stehe und er sich deswegen nicht wundern müsse, wenn ich mich nicht gleich nächste Woche zurückmelde. Er nickte, wir verabschiedeten uns. Seither habe ich nie wieder von ihm gehört.
Der aktuelle Astra macht aus einem Opel-Hasser keinen Opel-Freund
In der darauffolgenden Woche waren wir mit dem hiesigen Opel-Händler verabredet. Um 16 Uhr sollte unsere Probefahrt starten. Der einzige Verkaufsmitarbeiter hing in einem offenkundig etwas langwierigen Kundengespräch fest, machte aber von sich aus keine Anstalten, uns zu begrüßen oder sich für die Verzögerung zu entschuldigen. Wir schauten uns in der Ausstellung um, kletterten in ein paar Autor, öffneten Kofferräume und Handschuhfächer. Eine Viertelstunde später unterbracht ich den Verkäufer dann doch einmal bei seinem Gespräch: „Wir wollten eine Probefahrt mit dem Astra machen!“ Er guckte schuldbewusst: „Oh ja natürlich, der steht dort vorn!“ Er ging mit uns auf den Parkplatz, zeigte uns das Auto, drückte uns den Schlüssel in die Hand. Wir starteten zu unserer Probefahrt – ohne dass der Verkäufer sich (wie eigentlich bei Probefahrten üblich) eine Kopie meines Führerscheins und Personalausweises gemacht und sich meine Unterschrift unter ein Versicherungsformular geholt zu haben. Wir hätten mit dem Astra einfach über alle Berge verschwinden können… Eigentlich reichte uns aber eine Fahrt über die Wittenberger Straße nach Horst bis zum Parkplatz des großen Edeka. Dort ums Auto herumgehen, einen Blick unter die Motorhaube werfen, mal alle Sitze umklappen, hinten reinsetzen und das Platzangebot bewerten, Fahrerwechsel, in Horst auf die Autobahn, zurück nach Elmshorn zum Händler. Auch bei Probefahrten entwickelt sich schnell ein Gewohnheitsmuster, vor allem wenn man ein paar Wochen lang jeden Freitag nach Feierabend zu einer Probefahrt verabredet ist. Der Astra jedenfalls war ok, mehr aber auch nicht. Bei weitem nicht überraschend gut genug, um meinen Mann von einem erklärten Opel-Hasser zum Opel-Freund umzupolen. Wir brachten den Schlüssel zurück, bekamen eine Visitenkarte des Verkäufers dafür – und hörten dann nie wieder von ihm.
Kostenloser Becherhalter nur in Kombination mit 4.000-Euro-Sportfahrwerk
Bei Mercedes endete das Experiment noch während der Konfiguration der A-Klasse. Bei diesem Auto kann man nämlich einen kostenlosen Becherhalter in der Mittelkonsole dazubuchen – was allerdings den Effekt hat, dass man in Folge das Sportfahrwerk für knapp 4.000 Euro oder so dazubuchen muss. Solche Zwangskombinationen finde ich ebenso unverschämt wie unverständlich – ähnliches hatte ich auch bei einer Probekonfiguration des Mini Clubman erlebt, wo man das Auto nur in Kombination mit Allradantrieb in der Farbe chilirot bestellen kann. Ich will rot, aber ohne Allradantrieb, ich will einen Becherhalter, aber ohne Sportfahrwerk. Und es ist mir ein Rätsel, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll. Probiert es ruhig einmal aus, wenn ihr mal ein paar Tage Langeweile habt – ihr werdet euch wundern, welche seltsamen Kombinationen einem bei der Autokonfiguration da aufgenötigt werden.
Renault und Honda? Die wollen mir offenbar kein Auto verkaufen
Ebenfalls folgenlos blieben Konfigurationen bei Renault (für einen Megane) und Honda (für einen HR-V). Auch hier klickte ich mir mühsam mein Wunschfahrzeug zusammen und schickte eine Online-Anfrage zwecks Probefahrt an den nächstgelegenen Händler (für Renault in Elmshorn, für Honda in Horst gelegen). Auf beide Anfragen erhielt ich leider null Reaktion. Entweder funktioniert also das Online-Anfragesystem dieser beiden Marken nicht richtig, oder man hat dort schlicht kein Interesse, einer Neukundin ein Auto zu verkaufen.
Service bei BMW: „Dürfen wir Ihr Auto auch noch waschen?“
Es folgte ein Termin bei BMW zur Fahrzeugbewertung und Probefahrt. BMW hat mich in den vergangenen Jahren in Sachen Kundenservice ziemlich verwöhnt: Da wird man auf Wunsch vom Werkstatttermin nach Hause gefahren und wieder abgeholt, wenn das Auto fertig ist. Und ich liebe diese nette Frage „Dürfen wir ihr Auto waschen, wenn wir es hier in der Werkstatt haben?“ Ich komme mir dann immer unglaublich großzügig vor, wenn ich mit strahlendem Lächeln antworte „Ja, das dürfen Sie!“ (natürlich habe ich dann im Vorfeld immer auf Besuche in der Waschanlage verzichtet, um den BMW-Jungs eine umso größere Freude zu bereiten). BMW hat auch ein ziemlich gut funktionierendes Onlineportal: Sobald man dort ein Wunschfahrzeug konfiguiert hat, ruft kurz darauf ein Verkaufsmitarbeiter an und lädt einen zur Probefahrt ein. Gefolgt von einem Anruf aus der Münchener BMW-Zentrale, wie einem dieser Kontakt gefallen hat. Deshalb war ich ein bisschen überrascht, dass auch dort mal etwas nicht perfekt klappt: Als ich meinen BMW für einen Routine-Werkstatttermin zu May und Olde brachte, bei dem auch eine Fahrzeugbewertung gemacht werden sollte, war wider Erwarten kein BMW Active Tourer für die verabredete Probefahrt dort. Da war irgendetwas bei der Übergabe im Zuge der Urlaubsvertretung schief gegangen. Nun, Fehler passieren überall einmal, es kommt ja vor allem darauf an, wie man mit Fehlern dann umgeht. Das machte BMW dann wieder perfekt kundenorientiert und freundlich – und wir hatten für den folgenden Freitag nach Feierabend mal wieder einen Termin zur Probefahrt. Die üblichen Protagonisten, die übliche Route. Der Active Tourer gefiel uns beiden sehr gut, er entsprach von allen probegefahrenen Autos am ehesten dem Beuteschema, das der Golf Sportsvan gesetzt hatte. Besonders schick: das „iDrive“-Rädchen, mit dem man alle Menüpunkte des Displays direkt neben dem Steuerknüppel ansteuern kann. Nach der Fahrt saße wir noch mit dem Verkäufer zusammen und bastelten an Konfiguration und Angebot.
Der BMW Active Tourer ist toll, doch deutlich teurer als der Golf Sportsvan
Das Ende vom Lied: Der Active Tourer hätte mir gut gefallen – doch er wäre mich im Gesamtpaket aus Inzahlungnahme und Ratenzahlung monatlich rund 100 Euro teurer zu stehen gekommen als der Golf Sportsvan. Für den konnte ich dank einer Angebotsanfrage via mobile.de und eines Vergleichsangebots von einem VW-Händler in Wilster dann glücklicherweise beim Autohaus Elmshorn noch ein paar zusätzliche Rabattpunkte für den Kauf aushandeln. Nun ist mein Sportsvan bestellt: in tornadorot auch ohne Allradantrieb, mit Panorama-Schiebedach und ohne Sportfahrwerk trotz kostenlosem Becherhalter. Wir freuen uns schon sehr darauf, ihn in Wolfsburg in der Autostadt abzuholen!

Fotoquelle: Volkswagen
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