Kennt ihr die Rabatt-Coupons für Netto, die man gelegentlich im Lokalanzeiger findet? Ich stehe total auf diese Aufkleber, mit denen man 5, 10 oder sogar 20 Prozent auf den Preis des Produkts bekommt, auf dem der Coupon klebt. Weniger schön ist nur, dass das Einlösen der aufgeklebten Rabatte den Bezahlprozess an der Kasse verlängert. Heute habe ich die Geduld des Netto-Personals am Flamweg und der anderen Kunden aber noch weiter strapaziert…
Wenn es ums Geldsparen geht, macht Kopfrechnen ja manchmal richtig Spaß. Möglicherweise werden die Rabatt-Aktionen mit den Prozent-Aufklebern von Netto also vom Bundesbildungsministerium unterstützt, das sich seit Jahren um schwindende Mathekenntnisse in der Bevölkerung sorgt. Ich sollte das einmal recherchieren. Heute aber ging es erst einmal ums Einkaufen mit Spareffekt. Um den Rabatt maximal auszureizen, sollte man den Aufkleber mit dem höchsten Prozentsatz (also 20 Prozent) auf das teuerste Produkt im Einkaufswagen kleben. Ich dachte an unsere Kaffeevorräte im Keller und entschied mich gegen ein weiteres Paket Transfair-Kaffee und stattdessen für tiefgekühlte Bio-Garnelenschwänze. 20 Prozent auf 4,99 Euro bringen immerhin knapp einen ganzen Euro Ersparnis, cool.
Für die Kunden ein großer Spaß, für die Kassiererin eher nervig
10 Prozent Rabatt auf Bio-Hackfleisch, auf eine Doppelpackung Sensodyne-Zahncreme, auf eine Dose dicke Bohnen und auf einen Beutel Plattpfirsiche, die 5-Prozent-Aufkleber verteilte ich dann auf den Beuteln mit frischen Tomaten, Aprikosen und einem Beutel Tiefkühlerbsen. Mir bereitet dieses Spielchen beinahe kindliche Freude. Für die Kassiererin hingegen ist es meiner Erfahrung nach eher nervig, mit den Rabatt-Aufkleber zu hantieren. Sie muss nicht nur den Barcode des Produkts selbst einscannen, sondern auch den Barcode des Rabatt-Aufklebers. Mir scheint, dass die Mitarbeiter an der Kasse eigentlich auch gehalten sind, die Aufkleber von den Produkten zu entfernen oder mit einem Kugelschreiber den Barcode durchzustreichen – es könnte ja ein Kunde auf die Idee kommen, zu Hause die Aufkleber alle wieder abzuknibbeln und bei einem weiteren Einkauf im Rabattzeitraum wieder mitzubringen. Ob die Marketingstrategen, die diese Rabattaktionen ausgeheckt haben, sich das so genau überlegt haben? All das kostet nämlich Zeit an der Kasse, so dass die Kundenschlange länger wird und schnell eine weitere Kasse geöffnet werden muss.
Stachelbeer-Storno und dann auch noch das Portemonnaie vergessen
Vorhin sorgte ich also mit meinen vielen Rabatt-Aufklebern für einen kleinen Stau an der Kasse. Doch damit nicht genug. Ich hatte – Schnäppchenjägerin, die ich nun einmal bin – auch 2 Schälchen Stachelbeeren aufs Band gepackt, die um 50 Prozent auf 1,38 Euro pro Schälchen reduziert waren. Leider spuckte die Kasse einen Preis von 3,98 Euro pro Schälchen aus, was glücklicherweise sowohl mir als auch der Kassiererin auffiel. Stachelbeer-Storno, Sonderpreis, neu eintippen – puh, endlich fertig mit dieser anstrengenden Kundin? Nicht ganz. Denn beim Griff in meine Handtasche stellte ich fest, dass ich mein Portemonnaie zu Hause vergessen hatte. So ein Mist! Ich wusste genau, in welcher anderen Tasche ich es finden würde, denn gestern war ich mit einer anderen Tasche unterwegs gewesen.
Die Schlange hinter mir wurde länger und länger
Zerknirscht fragte ich also die Kassiererin, was wir nun tun sollten, da ich dummerweise kein Geld dabei habe… Sie seufzte, sah sich oder eine Kollegin vermutlich schon sämtliche Waren wieder in die verschiedenen Regale einsortieren (und dabei diverse Rabatt-Aufkleber abknibbeln, die ich zuvor draufgeklebt hatte). Ich beeilte mich zu erwähnen, dass ich nur 5 Minuten zu Fuß vom Netto entfernt wohne und ganz schnell loslaufen und mein Portemonnaie holen kann. Sie klingelte nach ihrem Filialleiter, unterdessen wurde die Schlange hinter mir länger und länger. Zum Glück blieben alle anderen Kunden freundlich und schienen sich nicht zu ärgern, sondern eher dafür zu interessieren, wie es mit meiner Geschichte nun weitergehen würde: „Ach, das ist doch jedem schon mal passiert“, beruhigte mich der Mann hinter mir mit einem Lächeln.
Unverhoffte Extra-Schritte auf meinem Schrittzähler
Der Filialleiter kam hinzu und schaute mich prüfend an: „5 Minuten?“ Ich meinte: „Naja, 5 Minuten für eine Strecke…“ Er fragte weiter: „Haben Sie Kühlprodukte eingekauft?“ Tja, da waren meine Garnelen und das Hack und die Tiefkühlerbsen… „Hmm, ok laufen Sie los, aber beeilen Sie sich, ich stelle Ihren Wagen dann hier an die Seite und Sie können gleich bezahlen und Ihre Einkäufe mitnehmen.“ Der Kassiererin erklärte er: „Du parkst die Kundin erst einmal in der Kasse…“ Ich sprintete los. Endlich zahlte sich das Triathlon-Training auch mal im Alltag aus: Ich brauchte hin und zurück insgesamt nur 5 Minuten (und freute mich insgeheim sogar ein bisschen, dass ich auf diese Weise schon eine Menge unverhoffte Extra-Schritte auf meinem Schrittzähler verbuchen konnte).
Eine andere Kundin, die eben noch hinter mir in der Schlange an der Kasse gestanden hatte und nun am Stehtisch der Bächerei vor dem Netto ein Kuchenteilchen verputzte, erkannte mich und rief mir zu: „Hey, das waren aber keine 10 Minuten, super!“ Auch die Kassiererin und der Filialleiter waren beeindruckt von meinem Tempo und erlösten mich schnell von meinem Schicksal als „geparkte Kundin“. Ich bezahlte, trug meinen tollen Rabatt-Einkauf nach Hause und fand mein Missgeschick eigentlich schon wieder ganz vergnüglich. 🙂