Ein Oberbürgermeisterkandidat bietet auf Instagram an, Tzatziki mitzubringen, wenn man ihn zur Grillparty einlädt. Sympathischer Move, fanden mein Mann und ich – und wollten uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, Arne Klaus näher kennen zu lernen. Wir luden also ihn und ein paar befreundete Pärchen zum Grillen in unseren Garten ein. Dabei erfuhren wir mehr über Arne Klaus Haltung und Ideen als man im Gespräch am Infostand in der Fußgängerzone je hätte bekommen können.
Am 28. September 2025 wird in Elmshorn ein neuer Bürgermeister gewählt, der angesichts der auf über 50.000 Einwohner gewachsenen Bevölkerung inzwischen sogar den Titel ‚Oberbürgermeister‘ trägt. Mit Arne Klaus (SPD, unterstützt von Die Linke), Erik Sachse (parteilos, unterstützt von CDU, Grünen und FDP) sowie Olaf Kipp (ÖDP) stehen dieses Mal drei Kandidaten zur Wahl. Ich folge allen dreien auf Instagram – nicht zuletzt um mir einen Eindruck von ihrem jeweiligen Auftreten in den sozialen Medien zu verschaffen.
Reden über alles, was uns in Elmshorn bewegt
Vorletzte Woche blieb ich beim Scrollen durch meinen Instagram-Feed daher an einem Video von Arne Klaus hängen, in dem er ein griechisches Tzatziki zubereitet und erzählt, dass er gern noch mehr mit den Menschen in Elmshorn in Kontakt treten möchte. Seine Idee: „Wenn ihr diesen Sommer ein Grillfest mit mindestens fünf Menschen aus Elmshorn schmeißt, ladet mich ein! Ich bringe Tzatziki mit und wir reden über alles, was euch in unserer Stadt bewegt.“ Ich fand die Idee wirklich cool und konnte auch meinen Mann Christoph gleich davon begeistern. Zum Glück hatte Arne an unserem Wunschtermin noch Zeit, und so haben wir gestern Abend mit insgesamt 10 Leuten bei uns im Garten gegrillt und dem nahbaren Kandidaten ein bisschen auf den Zahn gefühlt.




Zuallererst einmal: Arnes Tzatziki ist wirklich lecker und bereichert jedes Grillbuffet. 😉 Außerdem war er tatsächlich sehr offen und interessiert an allen Themen, die wir in unserer Runde auf den Tisch brachten. Wenn Leute aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammentreffen, kommt da naturgemäß eine ganzes Potpourri unterschiedlicher Themenkomplexe zusammen.
Informationsfluss vom Rathaus in die Bevölkerung
So diskutierten wir beispielsweise darüber, warum die Bevölkerung gefühlt nur eher spärlichen Einblick in das lokalpolitische Geschehen hat – trotz der offiziellen Website von Elmshorn mit einem Informationsportal mit aktuellen Meldungen zum Stadtgeschehen, mit amtlichen Bekanntmachungen der Stadt sowie kommunalpolitischen Informationen zu Ausschüssen, Fraktionen, Beiräten, Sitzungsterminen etc. pp. Dass nicht allzu viele Infos aus dem Rathaus in der Bevölkerung ankommen, kann man ja u. a. auch daran ablesen, dass viele Menschen noch nicht einmal mitbekommen haben, dass demnächst ein neuer Oberbürgermeister gewählt wird. Das konnte man jedenfalls in den Elmshorner Nachrichten lesen. Diese Zeitung trägt allerdings in letzter Zeit mit ihrer sehr dürftigen Lokalberichterstattung auch nicht mehr allzu viel zur Information der Menschen bei (warum ich das ePaper der Elmshorner Nachrichten mit seinem unterirdischen Preis-Leistungs-Verhältnis abbestellt habe, kann man u. a. hier nachlesen).
Bürgernähe vs. Behördenmentalität
Ein weiteres Thema, das unserem Freundeskreis auf den Nägeln brannte, war das Verhalten von Mitarbeitenden in Behörden im Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern. Also das Phänomen, dass Verwaltungsmenschen (nein, ich möchte hier nicht alle über einen Kamm scheren – aber es gibt diesen Typus nun einmal) oft nur schwer erreichbar und wenig zugänglich sind – und sich obendrein gern hinter Paragraphen, Verordnungen und Zuständigkeiten verschanzen, anstatt sich um praxistaugliche Lösungen zu bemühen. Zur fehlenden Bürgernähe des Verwaltungsapparats hat wohl jede und jeder ein paar einschlägige Anekdoten parat. Ich hatte hier vor ein paar Jahren mal ein paar aufgeschrieben, die mich kopfschüttelnd zurückließen.
Medizinische Versorgung, Stadtumbau, Steindammpark und Bahnhofsgestaltung
Natürlich gab es auch bei den Themen Stadtumbau, Aufwertung des Steindammparks und Neugestaltung des Elmshorner Bahnhofs Gesprächsbedarf. Warum sind dem Stadtumbau schon jetzt so viele alte Bäume zum Opfer gefallen? Wie lässt sich der Rahmenplan an neue Entwicklungen anpassen, ohne dass die Stadt unverzichtbare Zuschüsse von Land und/oder Bund aufs Spiel setzt? Wollen wir einen naturnahen Steindammpark oder einen Stadtpark mit mehr Freizeitorientierung? Warum wurden tolle ehrenamtliche Initiativen wie das Apollo in der Vergangenheit so herablassend ausgebremst? Und was kann eigentlich ein Oberbürgermeister für eine bessere haus- und fachärztliche Versorgung hier in Elmshorn tun, wo doch die Bedarfsplanung von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) zusammen mit den Landesausschüssen von Ärzten und Krankenkassen – und nicht etwa von den Kommunen festgelegt wird.
Intensiver Klönschnack bis kurz vor Mitternacht
Irgendwann, als schon einige Gäste gegangen und wir uns mit den verbliebenen fröstelnd ins Wohnzimmer umgezogen waren, wandten wir uns etlichen weiteren und nicht unbedingt Elmshorn-spezifischen Politikfeldern zu. Flüchtlingshilfe, Umgang mit der AfD auf kommunaler Ebene, Politikverdrossenheit, bürgerschaftliches Engagement, Anfeindungen gegenüber Amtsträgern… Es war fast Mitternacht, als sich Arne zusammen mit den letzten Gästen verabschiedete. Er hat uns tatsächlich fast 6 Stunden (!) Rede und Antwort gestanden, mit uns geklönt, Fragen gestellt und interessiert zugehört. Es hat mich beeindruckt, wie gut er bei allen lokalen Fragen im Thema war und wie differenziert und ohne Missgunst oder verächtlichen Unterton er auch die Standpunkte anderer Akteure wiedergab. Ich kaufe ihm ab, dass ihm viel an einer positiven Entwicklung Elmshorns gelegen ist und denke, dass er gute Ideen und die erforderliche Führungsstärke mitbringt, die ein Elmshorner Oberbürgermeister in seinem Amt braucht.
Zwei öffentliche Podiumsdiskussionen mit allen 3 Kandidaten
Natürlich habe ich vor, mir bei einer der beiden Podiumsdiskussionen im September auch ein persönliches Bild von den beiden anderen Kandidaten zu machen, bevor ich mich entscheide, wem ich letztlich meine Stimme gebe. Am Mittwoch, 10. September 2025, um 18 Uhr findet eine öffentliche Podiumsdiskussion mit allen drei Kandidaten in der Erich Kästner Gemeinschaftsschule (KGSE) statt, die von der Stadt Elmshorn ausgerichtet wird. Knapp eine Woche später, am Dienstag, 16. September ab 19 Uhr, laden die Elmshorner Nachrichten im Haus 13 zu einer weiteren Podiumsdiskussion der drei Kandidaten ein. Die zweite Podiumsdiskussion wird auch live gestreamt. Es gibt also gute Möglichkeiten, sich über die Bewerber für den Oberbürgermeisterposten zu informieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. (Welchen Eindruck die damals 4 Kandidaten bei einer Podiumsdiskussion vor der letzten Bürgermeisterwahl 2019 auf mich machten, kann man übrigens hier nachlesen.)
Arne hat noch ein paar Termine zum Grillen frei!
Ein ausgedehnter Grillabend in lockerer Atmosphäre bietet natürlich einen deutlich persönlicheren Rahmen als eine öffentliche Podiumsdiskussion oder ein Gespräch am Infostand in der Königstraße. Deshalb finde ich Arnes Tzatziki- und Grill-Aktion auch wirklich klasse. Wer Lust bekommen hat, ihn ebenfalls mal zur Grillparty einzuladen, kann ihn einfach kontaktieren – ich habe mir sagen lassen, dass er noch ein paar Termine frei hat!

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