Neulich konnte man im Hamburger Abendblatt lesen, dass 93 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger mit dem Service in den 19 Kundenzentren der Stadt zufrieden sind. Ich frage mich, zu welchem Ergebnis eine vergleichbare Umfrage in Elmshorn wohl führen würde?
In den Kundenzentren der Hamburger Verwaltung stehen am Ausgang offenbar seit einiger Zeit Terminals für die Abfrage der Zufriedenheit insgesamt, der Zufriedenheit mit der Freundlichkeit, mit der fachlichen Beratung, mit der Bearbeitungsgeschwindigkeit, der Wartezeit vor Ort und der Wartezeit auf den Termin im Vorlauf des Besuchs im Amt. Dem besagten Artikel im Abendblatt zufolge beteiligen sich 10 Prozent aller Besucherinnen und Besucher an der Zufriedenheitsbefragung.
Man erfährt in dem Artikel außerdem, dass die Hamburger Behörden ziemlich fix auf den im Zuge von Corona-Lockerungen und Beginn der Reisezeit erhöhten Terminbedarf für Ausweispapiere reagiert hat. Innerhalb von zehn Tagen wurden einfach 60 Arbeitsplätze in den Messehallen aufgebaut und 17.000 zusätzliche Termine ins System eingestellt. Bei der Probe aufs Exemple bot das System sogar fünf Möglichkeiten noch am selben Tag an.
Drei Monate Wartezeit auf Termin beim Meldeamt
Ganz ehrlich: Von solchen Zuständen können wir in Elmshorn augenblicklich ja wohl nur träumen. Ich habe mir gestern beim Elmshorner Einwohneramt online den frühest verfügbaren Termin zur Beantragung eines neuen Personalausweises reserviert. (Es geht wohlgemerkt lediglich um die Beantragung! Warum muss man für einen solchen Vorgang überhaupt persönlich im Rathaus erscheinen? Meine Daten liegen doch vor, ein aktuelles Passfoto könnte ich per Mail schnell nachliefern…). Mein alter Perso ist im Mai abgelaufen, und ich brauche ihn akut vor allem dafür, um mich in einer Apotheke auszuweisen und mein analoges Impfbuch in einen QR-Code für die Corona-App zu überführen. Könnte sein, dass es so schnell nichts damit wird, denn mein Termin ist erst am 9. September 2021, also mit knapp drei Monaten Wartezeit verbunden. Zuvor hatte ich erfolglos versucht, beim Einwohneramt telefonisch einen Termin zu vereinbaren. Bei der Telefonzentrale empfahl man mir, mich per Mail an das Meldeamt zu wenden. Gesagt, getan. Es dauerte geschlagene drei Tage, bis ich eine Antwort auf meine wenig komplexe kurze Anfrage erhielt: Ich möge bitte online einen Termin buchen. Eine andere Variante der Terminvereinbarung scheint offenbar nicht mehr vorgesehen zu sein – hätte man mir das in der Zentrale nicht auch gleich sagen können?
Keine Impfpriorisierung für Wahlhelfer in Elmshorn
Es ist leider nicht das erste Mal, dass wir uns von den hiesigen Behörden ein wenig… nun ja… verarscht bzw. zumindest geflissentlich irgnoriert fühlen. Vor etlichen Wochen schrieb mein Mann eine Mail ans Ordnungsamt und bat um eine wie auch immer geartete förmliche oder formlose Bescheinigung, dass er ehrenamtlicher Wahlhelfer ist. Wahlhelfer sind bei der Impfpriorisierung nämlich in Gruppe 3 aufgeführt und damit möglicherweise ein ganz klein bisschen früher dran mit der Corona-Impfung als die Menschen ohne jegliche Risiken wie Vorerkrankungen, hohes Alter, berufliche Exposition etc. Ich finde das nur fair, denn wer sich als Wahlhelfer ehrenamtlich im Dienste der Allgemeinheit den Sonntag um die Ohren schlägt und den ordnungsgemäßen Ablauf einer Wahl sicherstellt, der sollte dabei doch bitte wenigstens bestmöglich vor einer Corona-Infektion geschützt sein. Christoph ist seit etlichen Jahren Wahlhelfer, er hatte sich 2017 zur Landtagswahl freiwillig gemeldet und wurde seither für jede Wahl von der Stadt Elmshorn angeschrieben und als Wahlhelfer verpflichtet. Er hat das immer sehr gern gemacht und war sogar sehr stolz auf seinen Beitrag. Ein einziges Mal musste er absagen – weil er für den Wahltag bereits für eine andere ehrenamtliche Tätigkeit zugesagt hatte. Mangelndes Engagement kann man ihm also sicher nicht vorwerfen. Von unserem Hausarzt hatten wir erfahren, dass ihm ein kleines formloses Schreiben ausreichen würde, um Christoph bei der Impfpriorisierung in Kategorie 3 einzustufen. Was soll ich sagen? Mein Mann hat bis heute keine Antwort auf seine Mail ans Ordnungsamt erhalten. Mittlerweile hat sich die Angelegenheit auch erledigt, denn die Impfpriorisierung wurde zwischenzeitlich aufgehoben und Christoph hat vergangene Woche seine Erstimpfung erhalten. Ein schaler Beigeschmack bleibt aber: Warum hält man es nicht für nötig, verdiente Wahlhelfer bei der Stange zu halten und sie dabei zu unterstützen, ohne erhöhtes Infektionsrisiko bei der nächsten Wahl auszuhelfen?
Unsere Hecke ragt zu weit über ein öffentliches Grundstück
Ebenfalls etwas eigenartig fanden wir ein Schreiben der Stadtentwässerung, das uns Ende April ins Haus geflattert ist. Man habe im Rahmen einer Vor-Ort Besichtigung festgestellt, „dass die Hecke an unserer Grundstücksgrenze auf die angrenzende Zuwegung zum Regenrückhaltebecken überragt und schon einen wesentlichen Teil der öffentlichen Fläche einnimmt“. Hierdurch werde die Zuwegung zum Regenrückhaltebecken bereits stark eingeschränkt, die Hindernisse führten zu einem „erhöhten Aufwand und zu Einschränkungen, das Regenrückhaltebeckens und insbesondere die Zuwegung ordnungsgemäß zu pflegen und zu unterhalten“. Man bat uns, die Hecke nach Ende der Schutzzeit (Vogelbrutzeit) auf die Grundstücksgrenze zurückzuschneiden.
Wir fanden dieses Schreiben nun aus mehreren Gründen ein wenig ärgerlich. Natürlich sind wir gern bereit, den geschilderten Missstand abzustellen, der uns bis dato nicht bewusst war. Aber zum einen wäre schön gewesen, wenn die betreffende Person im Rahmen ihrer Vor-Ort-Begehung einfach mal bei uns geklingelt hätte. Wir sind – hallo Corona, hallo Home Office – seit über einem Jahr beide fast den ganzen Tag zu Hause anzutreffen und hätten dann einfach mal gemeinsam mit der Person aus der Stadtentwässerung schauen können, wie weit wir unsere Hecke zurückschneiden müssen. Zum anderen haben wir bislang noch nie beobachtet, dass die Stadt sich um die Pflege der Zuwegung zum Regenrückhaltebecken kümmert, bei der unsere Hecke sie angeblich behindert. Im Gegenteil: Bis dato hat immer mein Mann auf dem kurzen Wegstück den Rasen gemäht, damit der Weg nicht allzu sehr zuwuchert. Tja, nun fühlt er sich dafür halt nicht mehr zuständig… Mittlerweile steht der Löwenzahn dort beinahe hüfthoch, was in meinen Augen ein deutlich gravierenderes Hindernis darstellt als unsere Hecke.

Nicht erreichbar im Home Office
Nach Erhalt des Schreibens, das man sich mit einem einfachen Klingeln an unserer Tür auch hätte sparen können, versuchten wir erst einmal herauszufinden, wo genau eigentlich unsere Grundstücksgrenze verläuft. Tatsächlich ragt die Hecke ein ordentliches Stück darüber, auch wenn sie noch immer genug Platz lässt, um problemlos mit einem Gartenbaufahrzeug zum Gatter vor dem Regenrückhaltebecken zu fahren. Leider scheint es so, dass die Vorbesitzer unseres Hauses die Hecke exakt auf der Grundstücksgrenze gepflanzt haben. Würden wir sie also exakt auf diese Grenze zurückschneiden, bestünde in meinen Augen die Gefahr, dass die Hecke diesen Akt nicht überlebt. Also suchte ich den Kontakt mit der Behörde. Mein Anruf bei der in dem Anschreiben genannten Sachbearbeiterin lief ins Leere, es ging einfach niemand ans Telefon. Als ich bei der Zentrale nach der Dame fragte, teilte man mir mit, sie arbeite im Home Office, daher könne man sie telefonisch nicht erreichen. Das fand ich schon ziemlich eigenartig, denn nach über einem Jahr Pandemie sollte man doch erwarten können, dass auch die Stadtverwaltung die technischen Voraussetzungen für eine schlichte Rufumleitung geschaffen hat. Doch es kam noch besser: Ich wurde zu einer Kollegin der zuständigen Sachbearbeiterin durchgestellt und fragte sie, ob sie nicht auf das Schreiben an uns zugreifen könne, dann könnten wir ja auch über die Angelegenheit sprechen. Sie antwortete mir, nein, das sei leider nicht möglich, wenn der Brief im Home Office verfasst wurde, sie habe darauf leider keinen Zugriff. Tschuldigung, aber WTF? Heißt das allen Ernstes, dass Angestellte der Stadtverwaltung komplett abgetaucht sind, wenn sie im Home Office arbeiten? Und dass wir Bürgerinnen und Bürger das einfach schulterzuckend hinnehmen müssen?
Auch zwei Monate später noch kein Rückruf
Nein, müssen wir nicht hinnehmen, die Dame am Telefon hatte auch zum Glück eine Idee. Sie gab mir die Mobilnummer eines Kollegen, der für Vor-Ort-Termine der Stadtentwässerung zuständig ist. Dieser ging auch tatsächlich ans Telefon, hörte sich meine Geschichte an und war sehr freundlich. Nein, wir müssten die Hecke nicht komplett zurückschneiden, wenn sie dadurch Schaden nimmt. Da finden wir sicher einen Kompromiss. Am besten solle ich mich mal mit den Kollegen unterhalten, die für die Regenrückhaltebecken zuständig sind. Die könnten dann ja mal bei uns vorbeikommen und mit uns gemeinsam schauen, wie weit die Hecke zurückgeschnitten werden muss und was viellelicht doch bleiben kann. Also das tun, was meiner Meinung nach schon längst hätte geschehen können, wenn man nicht so bürgerscheu wäre und lieber ins Rathaus zurückfährt und einen Brief schreibt, anstatt einfach mal mit den Leuten zu reden. Wie auch immer, der nette Herr versprach mir, den beiden Kollegen Bescheid zu sagen, damit sie mich mal kontaktieren. Tja, und nun dürft ihr dreimal raten, ob sie das bislang (also zwei Monate später) getan haben… Nein, natürlich nicht.
Liebe Elmshorner Stadtverwaltung, solltet ihr auf die Idee kommen, auch mal die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit eurer Arbeit zu erheben, dann käme möglicherweise ein weniger erfreuliches Ergenis dabei raus als in Hamburg (das ist jetzt nur meine ganz subjektive Spekulation). Aber vielleicht könnt ihr euch ja mal bei der Hansestadt schlaumachen, wie Bürgernähe funktioniert!