Wer das Willkommensteam in seiner Begegnungsstätte im Mühlencafé aufsucht, rechnet normalerweise mit Informationen und Veranstaltungen rund um die Themen Migration, Flüchtlingshilfe und -integration. Anders beim Wein- und Tapas-Tasting am vergangenen Freitag: Da nutzten Laurenz Ott und Jens Clausen von der Weintafel die Räumlichkeiten des Willkommensteams, um die Gäste auf den Geschmack von Wildkräutern in Kombination mit ausgesuchten Weinen zu bringen.
Leckere Weine, die toll mit den Tapas-Kreationen harmonierten
Ich bin ein großer Fan von Weinproben. Und in diesem Zusammenhang auch eigentlich hochmotiviert, mehr über die servierten Weine und ihre Besonderheiten zu erfahren. Das einzige Problem an der Sache: Je weiter der Abend voranschreitet und je mehr Alkohol ich folglich intus habe, umso weniger gelingt es mir, den Ausführungen der Weinexperten mit dem erforderlichen Ernst zu folgen. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur sehr vage wiedergeben, was es ganz genau mit den am Freitag präsentierten wunderbaren Weinen auf sich hat – außer, dass sie mir allesamt gut geschmeckt (ein paar klare Favoriten waren natürlich auch dabei) und für meinen Geschmack auch hervorragend mit den ungewöhnlichen Tapas-Kreationen harmoniert haben.
Wildkräuter, die in Kochbüchern nicht auf der Zutatenliste stehen
Serviert wurden 4 leckere Tapas, für die Jens Clausen Wildkräuter verarbeitet hatte und die von 8 von Laurenz Ott passend damit abgestimmten Weinen begleitet wurden. Die verwendeten Kräuter findet man zumindest in konventionellen Kochbüchern nicht auf den Zutatenlisten von Rezepten: So war in der Frühlingsrolle mit Gurke Gundermann mit eingewickelt – ein Kraut mit einem dezent minzigen Geschmack, das zusammen mit der Gurke einen frischen Auftakt zu dem kleinen abendlichen Menü bot. Hierzu wurden 2 Weißweine serviert: ein leichter Rivaner von der Mosel und ein spritziger Albarinho aus Portugal.
Gundermann, Brennessel, Knoblauchsrauke und Sauerklee
In die Pizzetta aus grünem Teig mit Tomaten und Käse hatte Jens Clausen Brennesselgrün mit eingearbeitet – und verband seine Erläuterung mit praktischen Tipps, wie man die allseits bekannten und meist weniger beliebten Brennesseln geschickt und schmerzfrei ernten und verarbeiten kann. Zu diesem leckeren mediterranen Küchlein passen ein Blanc de Noir aus der Pfalz und ein Vermentino di Gallura aus Sardinien, abermals zwei Weißweine. Als dritten Gang servierte Jens Clausen Kartoffel-Tortilla mit einem Frischkäse aus Kefir, der mit Knoblauchsrauke geschmacklich verfeinert war – ein wild wachsender würziger Knoblauchgenuss, der ähnlich wie Bärlauch glücklicherweise nicht unangenehm auf den Atem schlägt. Begleitet wurde die Tortilla zunächst von einem Grauburgunder aus Baden, gefolgt von einem Eòle Blancaus der Provence, zwei etwas kräftigeren Weißweinen. Zum Abschluss wurde ein Spargel-Erdbeer-Salat mit Sauerklee serviert, der hervorragend mit dem letzten Weißwein des Abends harmonierte, einem Riesling von der Saar. Der letzte Tropfen war dann ein kräftiger Rotwein aus der Toskana.
Strammes Pensum: 7 Weißweine + 1 Rotwein = hicks!
Die etwa 25 Gäste des Abends genossen den Ausflug in die neuen Geschmackswelten und machten sich zum Teil fleißig Notizen zu Kräutern und Weinen. Wer mehr über den Einsatz von Wildkräutern in der Küche erfahren möchte, kann Jens Clausen auf Facebook folgen, wo er regelmäßig Termine für gemeinsame Spaziergänge durch die Natur zum Kräutersammeln und -erkunden bekanntgibt. Zu den im Mühlencafé präsentierten Weine kann man sich in der Weintafel am Bauerweg beraten lassen und die Weine natürlich auch vor Ort einkaufen.
Und hier noch ein paar bildliche Impressionen des gelungenen Abends: