Von außen ist dem Gebäude in der Langelohe 65a nicht anzumerken, dass dort in Kürze Bier gebraut, verkauft und ausgeschenkt werden soll. Doch im Innern der Räume, die quasi neben der Fahrradbörse gelegen sind, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Gestern wurden die Brauerei-Tanks geliefert – und ich durfte bei der dramatischen Entladeaktion dabei sein.
Ihr erinnert euch vielleicht: Erst kürzlich habe ich über das neue Elmshorner Craft-Bier der Jungs vom Brewing Pack geschrieben, deren „Elmshorner Blondes mit Mütze“ neuerdings im Edeka Hayunga verkauft wird und für mich zu Weihnachten ein willkommenes Mitbringsel für meine Familie im heimischen Ostwestfalen-Lippe war. Bei meinem Gespräch mit den Gründern vom Brewing Pack habe ich auch gelernt, dass es in Elmshorn eine aktive Hobbybrauer-Szene gibt. Trotzdem war ich überrascht, als mich zwischen Weihnachten und Neujahr eine Mail von Ian Faulkner erreichte, in der er mir schrieb, dass er in Kürze eine kleine Brauerei in Elmshorn aufmachen wird, wo seine Simian Ales produziert werden sollen – und fragte, ob ich nicht auch über diesen Business-Start einmal auf meinem Blog berichten möchte.
So ein Blog ist wirklich eine feine Sache, denn ohne „Elmshorn für Anfänger“ hätte ich mit Sicherheit erst viiiieeeeeel später von diesem Ereignis erfahren. Gar keine Frage: Natürlich möchte ich Zeugin der ersten Stunde sein, wenn Elmshorn sich so langsam zum Mekka der Craft-Bierbrauer mausert! 🙂 Ian lud mich also ein, einmal in der Langelohe vorbeizuschauen, wenn die Tanks geliefert werden, sie zum Bierbrauen benötigt werden. Außerdem würde er mir bei der Gelegenheit ein bisschen über seine Pläne hier in Elmshorn berichten. Am Freitag war nun der große Tag. Und alles kam ein bisschen anders als gedacht.
Tanks standen ohne Paletten einfach auf der Ladefläche
Als ich mit meinem Fahrrad in den Gewerbehof in der Langelohe 65a einbog, sah ich schon einen Lastwagen mit drei großen Tanks auf der Ladefläche im Hinterhof stehen. Doch wie sich herausstellte, war es noch nicht klar, wie die Tanks vom Lkw abgeladen werden sollten. Anne Schrills, die sich später als Lebensgefährtin von Ian herausstellte, erklärte mir: „Unser Lieferant in Tschechien hat die Tanks nicht auf Paletten gepackt, sondern einfach so auf die Ladefläche gestellt. Und er hat sich offenbar keinerlei Gedanken gemacht, wie wir die Tanks da wieder runterkriegen sollen.“ Und so stand der eigens georderte Gabelstapler untätig herum, während Ian und seine Truppe nervös umherrannten und über alternative Entladungsmethoden diskutierten.
Erst in Elmshorn fand das Paar eine geeignete Fläche für ihre die Brauerei
Glücklicherweise konnten sie rasch einen Lkw-Ladekran auftreiben, der die Tanks in die Luft hob und im Hinterhof auf eine große Palette absenkte. „Der Vermieter unserer Räume hat eine Baufirma, der konnte uns den Ladekran schnell zur Verfügung stellen“, erzählte Anne, während Ian mit seinen Kumpels zwischen Lkw und Ladekran umherwirbelte. Sie uns Ian waren eigentlich in Hamburg auf der Suche nach geeigneten Räumen für ihre Brauerei gewesen, denn sie leben – ebenso wie ihre Stammkundschaft – in Altona. Doch nirgends gab es geeignete Flächen für ihr Vorhaben – bis sie auf die Räume im Gewerbehof in der Langelohe stießen. „Sie sind ideal für unsere kleine Brauerei“, schwärmte Anne. Im vorderen Bereich ist Platz für einen kleinen Verkaufsraum, dahinter findet sich ein bereits rundum gekachelter Raum für die Brautanks, und zum Hinterhof hinaus gibt es einen weiteren Raum, der künftig als Bar mit Bierausschank genutzt werden soll.
Lokale Craft-Biere in England vs. überregionale große Marken in Deutschland
Anne berichtete mir auch von der Geschichte hinter Simian Ales. Als Ian nämlich aus England nach Deutschland kam, erwartete er, dass es – ähnlich wie in seiner Heimat – in jeder Stadt mehrere lokale Biersorten geben würde. Entsprechend enttäuscht war er, dass es vor allem einige wenige große überregionale Marken sind, die den Markt beherrschen. Er beschloss, sich selbst einmal im Bierbrauen zu versuchen. Doch er ist nicht allein: Inzwischen gibt es großes Interesse an Craft-Bier und eine aktive Hobby- und Kleinbrauer-Szene. Das Bier von Simian Ales ist aktuell vor allem im Hamburg erhältlich, wird aber auch in einigen Lokalen in Berlin und Düsseldorf ausgeschenkt. Außerdem findet man Simian Ales auf diversen Craft-Bier-Festivals (wie etwa die Hamburger Craft Beer Days), die seit einigen Jahren in immer mehr Städten organisiert werden.
Wer jederzeit flott liefern will, braucht eigene Braukapazitäten
Ab einem gewissen Punkt ist es aber schwierig, die Nachfrage zu bedienen, wenn man keine eigenen ausreichenden Produktionskapazitäten hat. Simian Ales mietete zwar Kapazitäten in der Brauerei Fanø Bryghus in Dänemark an, um Bier zu brauen und kooperiert auch mit der Ratsherrn Brauerei in Hamburg. „Das machen viele kleine Bierbrauer so. Doch man ist natürlich immer abhängig davon, dass bei der großen Brauerei zwischendurch mal Tanks frei sind“, erklärte mir Anne. Wenn die große Brauerei voll ausgelastet ist, kann sie den Kleinbrauern keine Tanks zur Verfügung stellen, und die können dann ihren Kunden nicht zum gewünschten Zeitpunkt Bier liefern. „Ich habe Ian deshalb ermutigt, diesen Schritt zu gehen und eine richtige eigene Brauerei aufzumachen“, meinte Anne.
Ich freue mich auf die Eröffnungsparty – und auf ein Elmshorner Pils!
Wenn Simian Ales in Elmshorn den Betrieb aufgenommen hat, will man selbst anderen Klein- und Hobbybrauern Produktionskapazitäten zur Verfügung stellen: „In der Hobbybrauer-Szene unterstützt man sich gegenseitig“, meinte Anne. Sie und Ian machen Simian Ales vorerst nicht zum Hauptberuf, sondern arbeiten in Teilzeit weiter in ihren Berufen. „Wenn die Brauerei angelaufen ist, sehen wir weiter.“ Doch erst einmal muss der Betrieb starten. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, wie es mit der Brauerei vorangeht, kann Simian Ales auf Facebook folgen. Ich freue mich schon auf die Eröffnungsparty – und irgendwann in näherer Zukunft auf ein „Elmshorner Pils“ in der Bar.

Geschafft – die Tanks stehen an Ort und Stelle.
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