Gestern war ich zum ersten Mal bei der Elmshorner Sportlerehrung. Zum einen, weil mein Mann Christoph und ich selbst sportlich aktiv sind und über den Laufkurs „Fit für den Stadtlauf“, den Kraulkurs des Swim Teams sowie die EMTV-Triathlon-Sparte mittlerweile etliche tolle Sportler kennen. Zum anderen, weil EMTV-Vize Uwe Altemeier mir im Vorfeld verraten hatte, es werde eine tolle Überraschung geben, die auch für die Arbeit unseres Willkommensteams für Flüchtlinge interessant sein dürfte.
Tatsächlich war der gestrige Abend, der unter dem Motto „Sport kennt keine Grenzen“ stand, dann auch ein tolles Event. Als ich die große, vollbesetzte Sporthalle der KGSE betrat und sah, wie viele Menschen dort zusammengekommen waren, da überlegte ich gleich, ob Elmshorn wohl die einzige Stadt ist, die ihre erfolgreichen Athleten auf diese Weise ehrt. In meiner Kindheit und Jugend im ostwestfälischen Lemgo jedenfalls hatte ich von solchen Veranstaltungen nie etwas mitbekommen. (Okay, damals war ich sportlich keine besondere Leuchte, da gingen solche Dinge wohl an mir vorbei. Und wie Google mir inzwischen verraten hat, würdigt auch die Alte Hansestadt Lemgo ihre erfolgreichen Athleten mit einer Sportlerehrung). Nun, selbst wenn das Prinzip Sportlerehrung also keine Elmshorner Erfindung ist – ich finde es großartig, wenn Sportlerinnen und Sportler mal einen Abend lang im Rampenlicht stehen statt auf dem Ascheplatz, am Beckenrand, in der Umkleidekabine oder wo sie sonst halt ihre Freizeit verbringen. Gerade in unserer Zeit, in der die Menschen sich immer weniger bewegen und dringend Anreize für sportliche Aktivität gebrauchen können, sind sportliche Vorbilder wichtig.
Bei knapp 17 Grad 29 Kilometer durch die Ostsee geschwommen… brrrrrr…
Und davon hat Elmshorn eine ganze Menge, wie ich gestern feststellen durfte. Besonders beeindruckend ist natürlich die Leistung von Anke Tinnefeld, die im Sommer 2015 den Fehrmarn-Belt durchschwamm (siehe Bericht in den Elmshorner Nachrichten und auf den Seiten des Elmshorner Swim Teams) – sie war die fünfte Frau, die überhaupt je den Belt jemals durchquert hat und brauchte für die aufgrund der Strömung letztlich 29 Kilometer lange Strecke bei nicht einmal 17° Celsius Wassertemperatur ohne Neoprenanzug 7:45 Stunden. Sie wurde hierfür verdient zur Sportlerin des Jahres gekürt. Und kündigte an, als nächstes im Jahr 2019 den Ärmelkanal durchqueren zu wollen. Unglaublich, einfach wow.
Sukarela Sepak Takraw: Wie Volleyball, aber ohne Hände!
Das Showprogramm bei der Sportlerehrung konnte sich sehen lassen: So zeigte zum Beispiel eine Truppe vom Taekwondo-Verein Chung Mu typische Trainingsabläufe und –bewegungen – und bewies, dass man bei entsprechender Kraft und Fokussierung tatsächlich mit einem Fußtritt ein Brett zerkleinern kann.
Mit einer Vorführung von Sukarela Sepak Takraw durch Sportler des gleichnamigen Elmshorner Vereins blieb es asiatisch. Erstaunlich: Ich hatte zuvor noch nie von dieser Sportart gehört, die in Thailand und Malaysia den Status eines Volkssports hat. (Wem es ähnlich wie mir geht: Das ist eine Art Volleyball, bei der ein geflochtener Ball über das Netz gespielt werden muss – allerdings nicht mit den Händen, sondern nur mit Kopf und Füßen berührt werden darf.) Zu den Anfängen seines 2002 gegründeten Vereins in Elmshorn erzählte der Trainer folgende schöne Anekdote: Er war zusammen mit ein paar weiteren Jungen zu Gast bei einem Freund, dessen Vater aus Malaysia stammte. Der Vater bot ihnen leckeres malayisches Essen an und zeigte ihnen ganz nebenbei und zum bloßen Vergnügen, wie man Sukarela Sepak Takraw spielt. Die Jungs fingen Feuer, bald gründeten sie einen Verein, und inzwischen belegen die Elmshorner Spieler Topplatzierungen bei nationalen und internationalen Turnieren. Klasse, besser als mit solchen Geschichten lässt sich das Motto unserer diesjährigen Sportlerehrung kaum beschreiben: „Sport kennt keine Grenzen!“
Unified Team: Handballer mit und ohne Handicap trainieren gemeinsam
Doch halt, da gibt es ja noch weitere tolle Sachen, die ich in diesem Zusammenhang gestern Abend lernen durfte. Und zwar, dass das Elmshorner Handball Team mit seinen zwei Unified Teams sehr erfolgreiche Inklusionsgruppen betreibt, in denen Handballer mit und ohne Handicap gemeinsam trainieren und Turniere bestreiten. Die Sportlerinnen und Sportler der Unified Teams hatten eine Handball-Choreographie einstudiert und wurden dazu von einem ihrer Spieler gesanglich begleitet: Der 17-jährige Kevin gab live „Ein Hoch auf uns“ von Andreas Bourani zum Besten – und zwar so gut, dass ich ihm bei Casting-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ gute Chancen einräumen würde.
Rhythmus der BoDrums hilft beim Deutschlernen
Und last but not least natürlich die im Vorfeld angekündigte Überraschung, die das Motto des Abends nachhaltig in Elmshorn verankern soll: ein gemeinsamer Trommelworkout mit den Elmshorner Allstars an ihren BoDrums. Bassam Abdul-Salam, der Erfinder dieser Drums und des dazugehörigen Workouts, erklärte dem Publikum, dass an den Trommeln Menschen mit und ohne Handicap aktiv werden können. Wer sich die Videos auf der offiziellen „Fit for Drums“-Seite einmal anschaut, der erkennt, dass dies durchaus schweißtreibende Workouts sein können. Der Clou: In der Vergangenheit hat man beim Einsatz der Drums in DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) festgestellt, dass diese Form des Trommelns Kinder mit Migrationshintergrund beim Spracherwerb unterstützt – mit dem Rhythmus der Trommeln sinkt die Hemmschwelle, neue Vokabeln, Zahlen und Reime unbefangen laut auszusprechen. Die Sponsoren der diesjährigen Sportlerehrung, die Sparkasse Elmshorn und die Elmshorner Stadtwerke, ließen sich rasch von diesem tollen neuen Konzept überzeugen und stifteten jeweils 10 der speziellen Trommeln. Diese Trommeln können künftig – zusammen mit einer Einweisung und Schulung – von DaZ-Lehrkräften und anderen Engagierten genutzt werden, die sich für Inklusion und Integration engagieren. Für das Schlussbild der gestrigen Sportlerehrung jedenfalls wurden insgesamt 150 dieser Trommeln aufgebaut, und nach einer kurzen Einweisung durch die Trainerinnen durften viele der geehrten Sportlerinnen und Sportler sie einmal ausprobieren.
Ich bin sehr gespannt, was sich daraus entwickelt. Insgeheim hoffe ich auch, dass ich – vielleicht im Rahmen eines Workshops mit Flüchtlingen und Begleitern des Willkommensteams – auch einmal an so einem „Fit for Drums“-Workout teilnehmen kann. Das sportliche Trommeln zu fetziger Musik sieht jedenfalls nach einer Menge Spaß aus!
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