Hamburg ist toll, aber teuer. In Elmshorn gibt es mehr Haus für’s Geld. Unser Wechsel nach Elmshorn begann mit ganz nüchternen Überlegungen.
Es war Ende 2011, als mein Mann und ich uns auf die Suche nach einer eigenen Immobilie machten. Wie wohnten in Hamburg-Langenhorn und dachten eigentlich an ein schmuckes Häuschen in oder in der Nähe der historischen und sehr liebenswerten Fritz-Schumacher-Siedlung. Doch die Immobilienpreise hatten ordentlich angezogen – und so beschlossen wir, den Radius ein bisschen weiter zu stecken und nicht mehr nur in Hamburg nach einem Haus zu suchen.
Elmshorn = Michael Stich und Staumeldungen auf der A23?
Rasch stellten wir fest, dass es in Elmshorn einfach mehr Haus für’s Geld gibt. Elmshorn? Vor vielen Jahren war „der Elmshorner“ ein gängiges Synonym für den Tennisspieler Michael Stich. Nach dessen Karriereende in 1997 tauchte Elmshorn in meiner Wahrnehmung höchstens einmal bei den Staumeldungen für die A23 auf. Ein klarer Fall von Hamburger Arroganz? Ich bin direkt nach dem Abitur 1990 nach Hamburg gezogen und habe danach nie einen vernünftigen Grund gefunden, diese schöne Perle wieder zu verlassen. Doch ein besseres Preis-Leistungsverhältnis beim Wohnen kann doch durchaus als vernünftiger Grund gelten, oder?
Tut mir Leid, liebe eingefleischte Pinneberger…
Wir begannen also, uns ein wenig im Hamburger Umland umzusehen. Und stellten rasch fest, dass wir nicht so gern an einem Ort wohnen möchten, in den man einzig und allein zieht, weil man von dort so leicht wieder wegkommt – nach Hamburg zum Beispiel. Norderstedt etwa habe ich nie etwas abgewinnen können. Und auch Pinneberg scheint mir ein solcher Ort zu sein, eine Schlafstadt ohne eigenen Charme. Eingefleischte Pinneberger mögen mir verzeihen, dass ich dieses Urteil fälle, ohne jahrelange Recherche betrieben zu haben. Mir reichte der Versuch, mich von meinem Navi ins Pinneberger Zentrum leiten zu lassen. Als die freundliche Damenstimme mir mitten auf einer nichtssagenden Hauptstraße verkündete „Sie haben Ihr Ziel erreicht“, da sagte mein Herz mir, dass ich nicht in Pinneberg leben möchte.
Auch Barmstedt war schnell aus dem Rennen
Barmstedt erschien uns zwar recht schnuckelig. Der Rantzauer See ist wunderschön, und immerhin hatten wir uns 2011 im Standesamt Barmstedt das Jawort gegeben und anschließend im Restaurant Seegarten direkt am Rantzauer See toll gefeiert. Aber Hamburg ist von dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur sehr umständlich zu erreichen. Und schließlich hatte mein Mann seinen Job in Hamburg, würde also pendeln müssen. Außerdem ergab eine kurze Internetrecherche zum gastronomischen Angebot in Barmstedt, dass dort vor allem griechische Restaurants ansässig sind. Von allen Landesküchen ist das die, auf die wir am ehesten verzichten könnten. Damit war Barmstedt schnell aus dem Rennen.
Nette Innenstadt – hier könnte ich leben
Anders ging es uns in Elmshorn. Die Krückaustadt, wie Elmshorn in der einschlägigen Lokalpresse gern genannt wird, wirkt zwar nicht besonders einladend, wenn man die Autobahn verlässt und Richtung Innenstadt steuert. Die mehrspurige Straße, gesäumt vom monströsen Kreishaus, Tankstellen, Cineplex-Kino und großen Leuchtreklamen, erinnert an gesichtslose amerikanische Kleinstädte. Doch wenn man einmal in der Innenstadt angelangt ist, auf dem Buttermarkt mit seiner schnuckeligen Markthalle parkt und durch die Fußgängerzone schlendert, dann ist das ein nettes und freundliches Erlebnis. Viele verschiedene Geschäfte, nicht nur Ein-Euro-Ramsch-Läden wie in so vielen Kleinstadt-Fußgängerzonen. Ich komme aus einer Kleinstadt – Lemgo in Ostwestfalen-Lippe – und habe dort beobachten müssen, wie immer mehr Geschäfte der wunderschönen Mittelstraße schlossen und die Innenstadt nach und nach verwaiste. Erst in letzter Zeit ist die Lemgoer Fußgängerzone nach vielen öden Jahren wieder lebendiger und vielfältiger geworden. Elmshorns Fußgängerzone fiel mir also positiv auf. Der Alte Markt um die Nikolaikirche ist sehr schön. Es gibt tolle historische Fassaden. Es sind Menschen unterwegs. Es gibt ein paar nette Restaurants und Cafés. Unser Bauchgefühl sagte: Das ist ein Ort, an dem man leben kann. Und von dem man trotzdem ganz gut (zum Beispiel nach Hamburg) wegkommt.
Unser Haus: Liebe auf den ersten Blick
Anfang 2012 entdeckten wir unser Haus in einem der einschlägigen Internetportale. Es war Liebe auf den ersten Blick. Und dann ging alles ganz schnell: Preisverhandlungen, Notartermin, Angebote für die Sanierung von Badezimmer und Gäste-WC einholen, Schlüsselübergabe, Tapeten abreißen, Streichen, Parkett schleifen, Wand einziehen, Teppich verlegen, und Pfingsten 2012 dann unser Umzug von Hamburg-Langenhorn nach Elmshorn. Bislang haben wir unsere Entscheidung noch keine Sekunde bereut.
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7. August 2021 um 8:30
Moin Antje
Dieser Beitrag ist zwar schon älter, aber für mich als zukünftiger Uetersener auch interessant. Geschmunzelt habe ich, als ich gelesen habe, dass Du gebürtige Ostwestfalin bist. Lemgo ist nicht sehr weit weg von Gütersloh.
Die Geschichten über deine Erlebnisse in der „Provinz“ lassen mich hoffen, dass das Leben und die Leute im hohen Norden sich nicht so sehr vom typischen Ostwestfalen unterscheiden.
Freue mich auf weiteres von Dir.
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