Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

„Das hier ist keine Galerie, sondern Rock’n Roll!“

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Okay, im Apollo Elmshorn steigen keine Vernissages mit handverlesenen Kunstkritikern, Sekt und Häppchen. Aber seit seiner Neueröffnung als Konzert- und Veranstaltungs-Location, Club und Kulturtreff konnten dort schon etliche Künstler*innen ihre Werke präsentieren.

Einer von ihnen ist der Elmshorner Phlipp Horschejschi. Seine collen, von Street Art inspirierten Zeichnungen und Gemälde sind noch bis zum 3. März im Foyer des Apollo zu vewundern. Ich habe mich mit ihm getroffen und mit ihm über seine Malerei und seinen Weg in die Kunst gesprochen.

Lust am Kritzeln und Zeichnen hatte der 41-Jährige schon als Kind und Jugendlicher: „In der Schule habe ich meine Heftränder verziert, später bin ich dann zu Grafitti auf Papier umgeschwenkt“, erzählte mir Philipp. Vor 12 Jahren packte ihn nach einer längeren Pause die Leidenschaft erneut: „Andere Leute machen Yoga, ich enstpanne mich beim Malen und Zeichnen von meinem Bürojob.“

In die Wolken schauen und Formen darin entdecken

Seine Technik beschreibt Philipp als „sehr intuitiv und stimmungsabhängig, ohne klaren Plan oder ein Motiv“. Aus Platzgründen (bislang hat Philipp kein separates Atelier) arbeitet er meist mit Aquarell in nicht allzu großen Formaten. Aus den intuitiv aufgetragenen Aquarellfarben entwickeln sich die Bilder. „Das ist wie wenn man im Sommer auf dem Rücken auf einer Wiese liegt, in die Wolken schaut und Formen darin findet.“ Diese Formen zeichnet Philipp dann meist mit einem Pigmentmarker nach und entwickelt sie weiter. Gelegentlich nutzt er auch Acrylfarben für seine Arbeiten oder beschäftigt sich mit digitaler Kunst. Den halb abstrakten, halb gegenständlichen bunten Figuren ist Philipps Interesse für Street Art anzusehen, manche offenbaren mit Motiven wie stilisierten Totenköpfen aber auch seine musikalische Vorliebe für Heavy Metal. Andere Zeichnungen sind eher im Stil des Urban Sketchings gehalten.

Für Philipp ist es die erste öffentliche Ausstellung seiner Kunst

Mit seiner Ausstellung im Apollo hat sich Philipp zum ersten Mal mit seiner Kunst an die Öffentlichkeit gewagt. „Ich hatte selbst schon mit dem Gedanken gespielt, einfach mal anzufragen, ob ich meine Bilder hier ausstellen kann“, erzählte er, doch dann sei ihm das Apollo zuvorgekommen: „Die haben mich auf Instagram als lokalen Elmshorner Künstler entdeckt und mir angeboten, bei ihnen auszustellen.“ Nach dem ersten Kontakt im Herbst 2022 machte er sich erste Gedanken, welche seiner Bilder er gern dort präsentieren würde, Anfang Januar dann ging es ans Aufhängen. „Fiete und Svenja vom Apollo haben mich dabei sehr unterstützt und waren sehr flexibel“, lobte Philipp. So wurden für das eine oder andere Bild noch eigens Löcher in die Wand gebohrt. Denn anders als in einer ‚echten‘ Kunstgalerie sind die Wände eben nicht mit Galerieleisten ausgestattet, und ein auf die Kunstwerke abgestimmtes Beleuchtungskonzept gibt es auch nicht. Oder, wie Fiete es ausdrückt: „Hier ist keine Galerie, hier ist Rock’n Roll!“

In Sachen Kunst ist das Apollo bis Jahresende ausgebucht

Für Philipp war es jedenfalls das perfekte Ambiente, um seine Bilder erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. „Das Feedback war durchweg positiv, darüber habe ich mich sehr gefreut!“, meinte er. Inzwischen hat er vier der ausgestellten Werke verkauft. „Ich habe mich hier schon für eine zweite Runde angemeldet, doch damit wird es erst nächstes Jahr wieder etwas.“ Nicht ohne Stolz berichtete Fiete mir, dass das Apollo in Sachen Kunstausstellungen schon bis Ende 2023 ausgebucht ist. Bis zum Jahresende kann man im Foyer des Clubs also immer Werke verschiedener Künstler*innen bestaunen. „Wir verstehen uns ja nicht nur als Club und Konzert-Location, sondern auch als Kulturtreff“, erklärte Apollo-Inhaber Fiete.

Wochentags von 10 bis 17 Uhr kostenlos Kunst gucken

Das heißt, dass man wochentags zwischen 10 und 17 Uhr am Tresen im Foyer nicht nur Tickets im Vorverkauf erstehen kann, sondern sich auch mit einem Kaffee oder einem Kaltgetränk in einem der gemültichen Sofas im Oma-Stil niederlassen oder eben auch Kunst anschauen kann. An den Wochenenden öffnet das Apollo spätestens um 13 Uhr. Wenn ihr nun neugierig auf Philipps Werke geworden seid, habt ihr also jeden Tag Gelegenheit, kostenlos Kunst zu gucken. Allerdings läuft die Ausstellung nur noch bis 3. März 2023, bevor seine Bilder abgehängt und durch die nächste Ausstellung ersetzt werden. Natürlich könnt ihr ihm auch auf Instagram folgen, wo er unter @phlip_art immer wieder neue Werke zeigt. Doch schaut unbedingt auch mal live im Apollo vorbei – es geht schließlich nichts über einen analogen Eindruck! 🙂

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