Für Leute aus Elmshorn ist es nicht weiter erklärungsbedürftig, wenn man ankündigt, dass man in Sibirien an einem Marathon teilnehmen möchte. Für andere hingegen schon: „Ihr wollt wirklich im Februar bis nach Sibirien und dort auch noch einen Marathon laufen? Seid ihr noch ganz dicht?“, sagen alle, die woanders wohnen und deshalb nicht wissen, dass Sibirien ein Stadtteil von Elmshorn ist.
Ich muss zugeben, dass genau diese Reaktion auswärtiger Mitmenschen für mich den besonderen Reiz des Sibirien-Marathons ausgemacht hat. Das macht sich in einer Läufer-Vita einfach gut. Abgesehen davon ist es auch einfach ein ziemlich abgefahrenes Event. Denn zum einen führt einen der Sibirien-Marathon nicht über eine lange, idealerweise landschaftlich abwechslungsreiche Laufstrecke, sondern einfach 59-mal um den (dafür allerdings sehr hübschen) See im Forst Sibirien. Und zum anderen laufen dort einige ziemlich krasse Marathonis mit. Allen voran Christian Hottas, der Veranstalter dieses Lauf-Events am Rande Elmshorns.
Ich habe Läufer getroffen, die pro Woche drei Marathons absolvieren
Christian hatte bereits 2014, als er deswegen vom Spiegel interviewt wurde, 2.100 Marathons auf dem Buckel. Jedes Jahr kommen ungefähr 150 hinzu, was einer Laufleistung von etwa 3 Marathons pro Woche entspricht. Damit führt er die Weltrangliste (World Megamarathon Ranking) bei der Anzahl der absolvierten Marathonläufe an. Auf dieser Liste werden Läufer aus aller Welt gesammelt, die mindestens 300 Marathons absolviert haben. Auch 2015 steht Christian mit 2.320 Marathons weiterhin unangefochten auf Platz 1, während die Zweit- und Drittplatzierten irgendwo bei läppischen 1.900 Marathons herumdümpeln. Damit Christian überhaupt auf so viele Marathons kommen kann, veranstaltet er ganz viele einfach selbst. In und um Hamburg sowie im sonstigen Norddeutschland. Sobald drei Teilnehmer gemeldet sind, kann der Lauf als Marathonveranstaltung offiziell gemeldet werden und damit in die Wertung einfließen.
Verein für sportbegeisterte Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen
Beim Sibirien-Marathon dieses Jahr tummelten sich jedenfalls einige dieser… ich nenne sie jetzt mal ganz freundlich „Freaks“. Leute, die mehrmals pro Woche einen Marathon laufen, am Wochenende gern mal einen „Doppeldecker“ (also Sonnabend und Sonntag einen). Und mittendrin auch wir! Wir, das waren Nils, Tobias, mein Mann Christoph und ich. Nils und Tobias sind ebenso wie ich Typ-1-Diabetiker, und wir alle sind Mitglieder der International Diabetic Athletes Association (IDAA), einem Verein für sportbegeisterte Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen. Wir nehmen gemeinsam an Lauf- und Triathlon-Events teil und tauschen uns dabei nicht nur über unsere sportlichen Erlebnisse, sondern auch über unsere Blutzuckereinstellung beim Sport aus. Denn die kann insbesondere bei größeren sportlichen Belastungen ja durchaus ein bisschen kniffelig werden.
Perfekt für Diabetiker: die reichhaltige Kohlenhydrat-Bar im Startbereich
Beim 3. Sibirien-Marathon am 7. Februar 2016 insgesamt 45 Einzelläufer und 6 Staffeln am Start. In unserer Staffel machte Christoph den Auftakt und lief die ersten 20 Runden um den See. Danach war ich dran, begnügte mich allerdings mit 10 Runden (wäre ich länger gelaufen, hätte ich meiner Staffel auch ziemlich den Schnitt versaut, denn ich bin mit Abstand die langsamste Läuferin von uns vieren). Nach mir war Nils dran, der 7 Runden lief, gefolgt von Tobias, der die fehlenden 22 Runden bis ins Ziel trabte. Zum Glück war die Waldstrecke rund um den See trocken, einige etwas matschige Stellen waren vorsorglich mit Stroh abgedeckt worden. Gut gefallen hat mir der Monitor, auf dem man schon während des Laufs die einzelnen Rundenzeiten der Einzelläufer und Staffeln verfolgen konnte. Und natürlich die Kohlenhydrat-Bar mit Gummibärchen, Salzstangen, Keksen und Kuchen am Start, an der man ja im Laufe des Marathons logischerweise 59-mal vorbeikommt. Für Diabetiker, die beim Laufen gern mal Angst vor Unterzuckerungen haben, einfach ideal.
Leckeres kaltes und warmes Buffet im Gasthaus Sibirien für alle Läufer
Ich selbst hatte meine Zuckervorräte vor dem Lauf ein bisschen zu großzügig aufgefüllt, mein Glukosewert lag während beinahe des ganzen Laufs irgendwo bei 180-190 mg/dl und damit etwas zu hoch. Tobias hingegen brauchte die paar Stücke Rührkuchen, die er sich vor seinem Start noch fix in den Mund schob, tatsächlich als eiserne Reserve. Auf den letzten Metern schlossen wir anderen drei uns noch an und trabten dann tatsächlich auf Platz 3 der Staffeln ins Ziel. Nach dem Lauf durften sich alle Läufer kostenlos im Gasthaus Sibirien an einem leckeren kalten und warmen Buffet stärken – Familie Thormählen, die das Restaurant betreibt, ließ sich dieses Sponsoring wie auch in den Vorjahren nicht nehmen, obwohl die Zahl der Teilnehmer seit dem Auftakt des Sibirien-Marathons im Jahr 2014 stetig angestiegen ist. Die Staffel der Familie Thormählen belegte nach unserer IDAA-Staffel den vierten Platz. Herzlichen Glückwunsch dazu und mindestens ebenso herzlichen Dank für die tolle kulinarische Unterstützung!
Uns vier IDAA-Läufern hat der Sibirien-Marathon gut gefallen, und wir haben noch beim Ausklang am Buffet beschlossen, im nächsten Jahr wieder anzutreten.
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