Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

Lesung mit Max Goldt und ein spätabendlicher Einkauf bei Rewe

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Am vergangenen Freitag hatten wir das große Vergnügen, auf der MS Klostersande dem Schriftsteller, Kolumnisten, Musiker, Comic-Szenaristen und Hörspielautor (so bezeichnet ihn die Wikipedia) Max Goldt mit seinen Texten zu lauschen. Organisiert wurde die Lesung vom Appollo Kulturverein. Ohne anschließendes Shoppen ging es natürlich nicht: Wir gingen mit zwei signierten Büchern sowie Finn Crisp und veganem Apfel-Zwiebel-Schmalz nach Hause.

Ich muss gestehen, dass ich vor der Lesung zwar den Namen Max Goldt immer mal aufgeschnappt, aber noch keinen einzigen Text von ihm gelesen hatte. Meinem Mann Christoph ging es ebenso. Nicht aus Desinteresse oder Ablehnung (sonst hätten wir uns ja auch kaum Tickets für das Event besorgt), sondern nur, weil wir auch ohne eine Max Goldt-Sammlung irgendwie immer von unglaublich vielen Büchern umgeben sind, die wir noch lesen möchten. Eigentlich entschlossen wir uns vor allem deshalb zum Besuch der Lesung, weil wir es toll finden, was die Apollos auf die Beine stellen und weil wir bislang immer begeistert von ihren Veranstaltungen waren. Und weil die MS Klostersande ein so cooler Veranstaltungsort ist.

Soviel schon einmal vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht und sind dankbar für die Entdeckung von Max Goldt als Autor und Performer. Er trug an dem Abend schätzungsweise 10 seiner kompakten Stücke vor. Etliche waren Dramolette, wie er die zu Texten umgearbeiteten Comic-Szenarien nennt, die er regelmäßig als Teil des Comicduos Katz & Goldt im Satiremagazin Titanic veröffentlicht. Andere würde ich eher als zugespitzte und verdichtete Alltagsanekdoten bezeichnen.

Bester Spoken-Word-Performer und bester Buch-Signierer

Wie auch immer man die Texte einordnen möchte, sie waren allesamt sehr amüsant und geistreich, wir und auch alle anderen Leute im Publikum haben sehr viel gelacht. Nach der Lesung nutzten wir die Gelegenheit, uns am Bücherstand zwei signierte Bücher zu kaufen. In seinem aktuellen Werk „Aber?“ heißt es im Buchdeckel über den Autor, er sei „nach allgemeinem Dafürhalten (…) der beste Spoken-Word-Performer und auch der beste Buch-Signierer“. Beides können wir bestätigen: Max Goldt trägt seine Texte wirklich so schön vor, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie sie gedruckt auf mich wirken. Vermutlich um einiges fader. Und er hat tatsächlich eine sehr schöne Unterschrift, die nun auch unsere am Freitag erstandenen Exemplare der Bände „Aber?“ als auch „Räusper“ ziert.

Einziger Wermutstropfen: Beide Büchern enthalten nicht die Geschichte, die mich und Christoph nach der Lesung zum Rewe an der Westerstraße getrieben hat. Sie handelte davon, dass Menschen, die beim Ich-Erzähler zu Gast sind, keine opulenten selbstgekochten Menüs oder anderweitige Verköstigung erwarten dürfen. Stattdessen gibt es allenfalls ein paar Scheiben Finn Crisp mit Holstener Liesel, serviert auf einem Brettchen und mit einem Streichmesser. Alles im offenbar typischen Max Goldt-Stil lustig und launig beschrieben. Und appetitanregend.

„Hast du jetzt auch so Bock auf Finn Crisp mit Schmalz?“

Als wir nach 22 Uhr die MS Klostersande verließen und nach Hause spazieren wollten, entspann sich also folgender Dialog zwischen mit und Christoph (wer von uns welchen Teil beitrug, ist dabei völlig egal): „Hast du jetzt auch so Bock auf Finn Crisp mit Schmalz?“ – „Ja, schnell zum Rewe?“ –“Haben die da auch Holstener Liesel? Das kenne ich gar nicht…“ – „Schauen wir mal, auf geht’s!“ Schnell umgedreht und am Hafen entlang zum Rewe gestratzt, der glücklicherweise ja bis 23 Uhr geöffnet hat. Auf dem Parkplatz ordentlich Party vor dem Imbisswagen, wie immer um diese Uhrzeit. „Wenn es nicht klappt mit unserem Einkauf, können wir da auch noch einen Hotdog mit Sucuk abgreifen“, schoss es mir durch den Kopf.

Holstener Liesel verzweifelt gesucht

Doch wir hatten Glück. Finn Crisp war nicht allzu schwer zu finden, erwartungsgemäß wartet es in der Knäckebrot-Abteilung auf Max Goldt-Fans und andere hungrige Geister. Holstener Liesel entpuppte sich hingegen als ein schwieriger Fall. Zumal wir keine klare Vorstellung davon hatten, wie die Verpackung aussieht und ob das Streichfett gekühlt werden muss oder bei Raumtemperatur gelagert werden kann. Wir durchkämmten die Gänge des Rewe nach allen Regeln der Kunst und stießen dabei auf interessante Produkte, die einem nie auffallen, wenn man nur nach alter Gewohnheit seine Standard-Einkaufsliste abarbeitet. Wusstet ihr z. B., dass man dort Tatarski Tatarensauße kaufen kann? Oder Sovetskij Standard Lettische Sülze mit Zunge? Letzteres schien zumindest nicht vegan zu sein.

Fündig wurden wir letztlich im Kühlregal bei den Streichfetten. Keine Original Holstener Liesel, die es offenbar in erster Linie im Reformhaus zu kaufen gibt. Aber wir gaben uns mit einem rein pflanzlichen Schmalz von Deli mit Apfel und Röstzwiebeln zufrieden, es war ja auch schon spät. An der Kasse kommentierte die Kassiererin freundlich unseren Einkauf: „Na, das gibt’s wohl morgen zum Frühstück!“ Wir lachten: „Nee, das essen wir jetzt gleich!“ Zuhause angekommen, verputzten wir erst einmal etliche Scheiben Finn Crisp mit Apfel-Zwiebel-Schmalz. Auf einem Brettchen und mit Streichmesser serviert. Köstlich.

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