Am vergangenen Freitag verwandelten sich nach Feierabend mal wieder 20 Ladenlokale in der Elmshorner Innenstadt vorübergehend in Musikbühnen. Ich war an dem Tag zwar unausgeschlafen und wäre am liebsten früh ins Bett gegangen. Aber wenigstens ein paar Musik-Acts wollte ich dann doch unbedingt miterleben.
Wer diesem Blog schon länger folgt, erinnert sich vielleicht, dass ich schon 2019 einmal schwer begeistert über die Elmshorner Musiknacht geschrieben habe. Dieses Jahr fand sie bereits zum 9. Mal statt und wird vom Stadtmarketing längst als „Highlight im Veranstaltungskalender der Krückau-Stadt“ angepriesen. Völlig zu Recht, wie ich finde! Unter dem frischen Eindruck des diesjährigen Events habe ich euch einmal 6 gute Gründe aufgeschrieben, warum man die Elmshorner Musiknacht in meinen Augen auf keinen Fall verpassen sollte.
- Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. In Zeiten von Inflation und horrenden Preissteigerungen ist es vielleicht nicht verkehrt, dieses Argument auf Platz 1 zu setzen. Jedenfalls hat man dieses Jahr für 14 Euro (bzw. 18 Euro an der Abendkasse) von 18 bis mindestens 23 Uhr (ich war nicht bis zum Schluss dabei und habe deshalb das Abschlusskonzert auf dem Alten Markt verpasst) nonstop Musik von insgesamt 20 Bands hören. Mit dem Ticket bekommt man ein Bändsel ums Handgelenk, mit dem man dann in alle Spielstätten reingelassen wird.
- Kombination mit dem Weinfest ist super. Seit ich die Elmshorner Musiknacht verfolge, findet sie immer zeitgleich mit dem Weinfest auf dem Alten Markt statt. Man kann sich also super auf ein Glas Wein und einen Flammkuchen dort verabreden und von da aus zu den einzelnen Konzerten weiterziehen – gern auch mit einem Weinglas in der Hand, so lange man die Pfandgläser irgendwann am Abend im Vorbeigehen wieder zurückbringt.
- Man trifft viele bekannte Gesichter. Das Schöne an einer kleineren Stadt (ja, ich weiß, dass Elmshorn offiziell in die Kategorie „Mittelstadt“ gehört, aber als Ex-Hamburgerin empfinde ich sie dennoch eher als Kleinstadt) ist ja, dass man beim Rumspazieren in der Fußgängerzone ständig Bekannte trifft und für einen kleinen Klönschnack anhalten kann. Und weil bei der Musiknacht sogar in den Abendstunden (!) viele Leute in der Königstraße unterwegs sind, trifft man eben auch viele bekannte Gesichter. Oder kennt am Ende sogar einige der Leute, die in den Bands mitsingen oder mitspielen. Oder die ab Herbst das Amt des Oberbürgermeisters abgeben wollen. Oder sich um ebendiesen Posten bewerben. Das ist nett und familiär – und gefällt mir ausgesprochen gut.
- Alle Spielstätten sind fußläufig erreichbar. Auch das ist ein Vorteil einer nicht allzu großen Stadt: Wenn einem die Musik in einem Laden nicht so zusagt, ist man im Nullkommanix in der nächsten Location und kann einfach eine andere Band austesten. Oder auch nur einfach durch die Königstraße flanieren und im Vorbeigehen überall mal reinlauschen.
- Das Drumherum schafft ganz eigenes Ambiente. Es macht was mit der Musik, wenn sie mal nicht in einer Konzerthalle oder auf einer Festivalbühne, sondern in einem Modegeschäft, im Sanitätshaus oder beim Optiker gespielt wird. Der Blick auf die Band ändert sich, wenn sich im Hintergrund auf den Regalen die Pullover stapeln, man aus dem Augenwinkel noch die neuesten Brillenmodelle oder Zinskonditionen studieren oder am Sales-Kleiderständer nach Schnäppchen schauen kann (auch wenn man sie dann nicht direkt shoppen kann, die Läden sind bei der Musiknacht nur Kulisse und es findet kein Verkauf statt).
- Große musikalische Bandbreite. Bei der Auswahl der Bands ist eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei. Mein Mann Christoph und ich haben dieses Jahr mit dem Duo 2064 (als Teil des Elmshorner Musikprojekts Hannah Tanzt) im Ladenlokal „Stadtblick“ angefangen, wo die Stadt Elmshorn vor ein paar Wochen ein Kommunikations- und Infozentrum zum Stadtumbau eingerichtet hat. Das Duo besteht aus Leo Wichmann (Gesang) und Matthias Wichmann (Gitarre) und präsentierte bekannte und weniger bekannte Songs aus Rock, Alternative und Indie. Mich begeisterte vor allem die kraftvolle und ausdrucksstarke Stimme von Leo – und die Tatsache, dass sie ihren Typ-1-Diabetes nicht versteckt, sondern Glukosesensor und Insulinpumpe offen sichtbar trägt. Ich lebe ja selbst ebenfalls mit Diabetes und freue mich jedes Mal, wenn ich „da draußen“ auf andere Typ-Einser treffe. Danach schauten wir im neuen, noch nicht eingeräumten Laden von Martinas Bastelparadies vorbei, wo Maroon to Black das Publikum mit Dancefloor-Hits begeisterte. Unser nächster Stop war der Herrenausstatter Hansen for Men, wo zwischen Pullovern und Anzügen der aktuellen Saison die Rockband Crank it Up auftrat, die mich nicht nur wegen ihrer Musik ein bisschen an ZZ Top erinnerten. Anschließend machten wir einen Abstecher bei Not Naked, wo mit The Amy Project eine ziemlich gute Coversängerin von Amy Whinehouse auftrag – ganz stilecht mit auftoupierter Bienenkorbfrisur. Der Laden war rappelvoll, die Stimmung super, und ich ließ mir meinen ersten Prosecco aus der Dose aufschwatzen. Schräg gegenüber im Vorraum der Deutschen Bank kam man anfangs auch nicht mehr rein, so viele Menschen hatten sich schon zwischen Geldautomaten und Kontoauszugdruckern versammelt, um dem Deutschrocker und Hamburger Jung Bigs zu lauschen. Der Typ ist eine echte Rampensau! Wir haben ihn schon einmal dort bei der Musiknacht erlebt und waren auch dieses Mal begeistert. Dass von diesem Gig bei mir vor allem Song „Sugar“ hängen geblieben ist (Refrain: „Sugar, du siehst blendend aus“), hat ebenfalls mit meinem Typ-1-Diabetes zu tun. So wie Leo (siehe oben) trage ich einen Glukosesensor, der mir lückenlos meine aktuellen Glukosewerte anzeigt. Tja, und an Tagen, an denen diese Glukosekurven sich brav im Zielbereich bewegen, möchte ich genau diesen Refrain singen und den Song dafür unbedingt auf meine Diabetes-Playlist packen. Deshalb habe ich inzwischen bei Bigs nachgefragt: Der Song wird voraussichtlich diesen Sommer als neue Single erscheinen! Aber das jetzt nur am Rande… Auf dem Heimweg schauten wir kurz auch noch im Café Yuni vorbei, wo im Hinterhof Twisted Fade mit einem bunten Mix aus Coversongs auftraten. Wenn wir nun mal durchzählen, dann haben wir es an einem Abend, an dem wir gar nicht soooo lange bleiben wollten, doch noch auf 6 besuchte Gigs mit ganz unterschiedlicher Musik gebracht.
So, und natürlich will ich euch auch mit ein paar Fotos an unserem Erlebnis „Elmshorner Musiknacht 2025“ teilhaben lassen… Vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr dort!










